Fragen an Alexander Graf von Schlieffen

Alexander Graf Von Schlieffen © Eva Zocher

Ein Interview mit Alexander Graf von Schlieffen, in dem er über seine Freundschaft mit Désiré Feuerle, über Malerei und die Astrologie spricht.

Im März 2025 eröffnete die Feuerle Collection den bis November 2025 andauernden Ausstellungszyklus Alexander von Schlieffen: Malerei und Astrologie, der vier aufeinanderfolgende Ausstellungen mit frühen und aktuellen Werken des Künstlers umfasst. Begleitet wird die Reihe von astrologischen Vorträgen, die Alexander von Schlieffen persönlich hält. Im Rahmen der Berlin Art Week eröffnet am 11 SEP 2025 der vierte Ausstellungszyklus.

The Feuerle Collection: Wie haben Sie Herrn Désiré Feuerle kennengelernt, und was hat Ihre erste Begegnung geprägt?
Alexander von Schlieffen: Wir wurden einander durch einen gemeinsamen Freund vorgestellt, der der Meinung war, dass wir beide viel miteinander anfangen könnten, da wir beide keine Mainstreamgemüter seien.

Was verbinden Sie persönlich mit der Freundschaft zu Herrn Feuerle, und wie hat sie sich über die Jahre entwickelt?
Uns hat von Anfang an eine gewisse Ästhetik sowie die spirituelle inhaltlich von Kunst interessiert, und das ist bis heute so geblieben.

Gibt es besondere gemeinsame Erlebnisse oder Projekte, die Ihre Beziehung zu Herrn Feuerle nachhaltig geprägt haben?
Wir haben uns gemeinsam schon ganz früh für die Khmer-Skulpturen interessiert und sind damals, Mitte der Achtzigerjahre gemeinsam nach Paris gefahren, um uns die Originale im Musee Guimet anzuschauen.

Wie sehen Sie Herrn Feuerles Vision, Kunst, Design und fernöstliche Traditionen miteinander zu verbinden?
Désiré Feuerles Vision war schon damals ungewöhnlich, und er hat sie überall die Jahre mit Konsequenz in eine beachtliche Form gebracht.

Wie würden Sie die Atmosphäre beschreiben, die die Feuerle Collection für Besucher*innen schafft?
Die Atmosphäre in der Feuerle Collection ist geheimnisvoll und natürlich mystisch. So werden die magischen Aspekte dieser Skulpturen besonders hervorgehoben.

Gibt es bestimmte Exponate oder Bereiche, die Sie besonders ansprechen und warum?
Ich liebe das untere Geschoss auch aufgrund dieses skurrilen Fensters in die leeren Räume, die mit Wasser scheinbar sinnlos angefüllt sind.

Inwiefern sehen Sie die Feuerle Collection als eine holistische Kulturinstitution, die verschiedene Disziplinen und Traditionen zusammenbringt?
Diese Sammlung bringt, gebunden durch eine Vision alte und zeitgenössische Kunst zusammen wodurch ein Dialog entsteht. Da ist es natürlich sinnvoll, dass auch Konzerte oder Rituale stattfinden.

 

 

Die Feuerle Collection fördert Meditation und sensorische Erfahrungenwie verbinden Sie diese Ansätze mit Ihrer eigenen Weltanschauung?
Die Kunst des letzten Jahrhunderts war geprägt von einer Isolierung der verschiedenen Lebensbereiche, was gewiss nicht gesund ist. Kunst, die keine mystische Komponente beinhaltet, interessiert mich persönlich nicht wirklich.

Inwiefern könnte die Feuerle Collection eine Rolle im astrologischen Luftzeitalter spielen?
Durch die Verbindung verschiedener Disziplinen entsteht ja eine Bewusstseinsvernetzung und das wäre eine adäquate Entsprechung der Luftepoche.

Wenn Sie die Vision von Herrn Feuerle in einem Satz zusammenfassen müssten, wie würde diese lauten?
Der Eros der Meditation verknüpft mit dem Eros der Sinnlichkeit.

Welche Hoffnungen oder Wünsche haben Sie für die Zukunft der Feuerle Collection und ihre Bedeutung für die Kunstwelt?
Ich würde mich freuen, wenn der Impuls der Verbundenheit gesellschaftlich mehr substantielle Anerkennung erfahren würde. Dafür ist die Freude der Collection ein hervorragender Ausgangspunkt.

Was inspirierte Sie dazu, sich intensiv mit astrologischen Zyklen und insbesondere mit dem Übergang vom Erd- zum Luftzeitalter zu beschäftigen?
Ich betreibe seit 1991 die Astrologie mit großer Leidenschaft; die Astrologie ist die Sprache der verschiedenen, parallel laufenden Lebenszyklen, daher beschäftige ich mich natürlich auch mit den gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Zyklen. Da lag es auf der Hand das Thema des Übergangs von einer Epoche zu anderen zu vertiefen.

Können Sie die Hauptunterschiede zwischen dem Erd- und dem Luftzeitalter erläutern und wie sich diese auf die Gesellschaft auswirken?
In der Epoche lag der Fokus auf dem Materialismus und der kausallogischen Erkenntnis der mechanischen Vorgänge des Lebens. Daher gab es eine Dominanz von wirtschaftlicher Kraft und naturwissenschaftlicher Erkenntnis; man kann sich vorstellen, dass das für die Mystik eine eher schwache Zeit war. In der Luftepoche geht es darum, die getrennten Lebensbereiche wieder miteinander zu vernetzen, damit ein ganzheitliches Bild der Sinnhaftigkeit entstehen kann.

In Ihrem Buch Das astrologische Luftzeitaltereine neue Ära der Verbindung betonen Sie die Bedeutung von Netzwerken. Welche Rolle spielt der Pilz als Symbol in diesem Kontext?
Der Pilz ist das Symbol für die Vernetzung. Mit seinem Mycel verbindet er unterirdisch das Leben im Wald, sorgt für den Austausch von Boost Stoffen sowie die Abwehr von feindlichen Eindringlingen. Das tut er schon seit Ewigkeiten, daher ist er in meinem Verständnis das tragkräftigste Symbol für die Luftepoche.

Wie beeinflusst die Konjunktion von Jupiter und Saturn den Beginn des Luftzeitalters, und welche Veränderungen erwarten Sie dadurch?
Eine Konjunktion ist die Begegnung zweier Himmelskörper vom Standpunkt der Erde aus. Beide bewegen sich mit unterschiedlicher Laufgeschwindigkeit weiter und treffen sich zu einem späteren Zeitpunkt an einer anderen Stelle wieder. Das nennt man einen Zyklus. Die Vernetzung der Welt führt uns in die Situation, dass wir Erkennen, dass alle relevanten Themen der Zukunft nur durch Kooperation gestaltbar sein werden.

Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für Individuen und die Gesellschaft im Luftzeitalter? Wie können Menschen die Qualitäten des Luftzeitalters in ihrem täglichen Leben integrieren, um von den neuen Energien zu profitieren?
Kooperation kann auch Inspiration bedeuten, was schwer mit der monolithischen hierarchischen Vorstellung im Patriarchat kompatibel ist. Mit der Vielfalt kann man komplexer gestalten als in einer homogenen Umgebung.

 

 

»Der Pilz ist das Symbol für die Vernetzung. Mit seinem Mycel verbindet er unterirdisch das Leben im Wald, sorgt für den Austausch von Boost Stoffen sowie die Abwehr von feindlichen Eindringlingen. Das tut er schon seit Ewigkeiten, daher ist er in meinem Verständnis das tragkräftigste Symbol für die Luftepoche.«
Alexander Graf von Schlieffen

 

 

Welche astrologischen Methoden oder Techniken verwenden Sie, um die Auswirkungen des Luftzeitalters auf persönliche Horoskope zu interpretieren?
Bei der Horoskop Deutung schaue ich mir die Konstellation der Geburt an und betrachte dann die Beziehung der gegenwärtigen oder zukünftigen Konstellation zu dem Geburtsbild, woraus sich die so genannte Prognose ergibt. Ich verwende auch noch andere Methoden, aber deren Erläuterung würde den Rahmen dieser Fragestellung sprengen.

Gibt es bestimmte Planetenkonstellationen im Luftzeitalter, die Ihrer Meinung nach besonders bedeutend für globale Entwicklungen sein werden?
Eine gegenwärtige Konstellation ist ganz besonders relevant, sie wird Pluto im Zeichen Wassermann genannt. Es entscheidet sich, ob die Netze im Dienste des konstruktiven Austausches oder zur homogenen Manipulation genutzt werden sollen oder wollen.

Wie sehen Sie die Rolle der Astrologie im modernen Zeitalter, insbesondere im Kontext des Luftzeitalters?
Für die Luftepoche gibt es kaum eine angemessene Sprache als die Astrologie, denn ihre Logik basiert auf der synchronen Vernetzung von Themen und nicht der kausallogischen Herleitbarkeit.

Welche weiteren astrologischen Projekte oder Forschungen planen Sie in Bezug auf das Luftzeitalter?
Ein Großteil meiner Arbeit, sei es, die Astrologie, die Malerei oder die Musik ist eine Art permanenter Forschung. Für die Zukunft würde ich mir mehr Kooperationen mit kompetenten Menschen aus anderen Wissensgebieten wünschen.

Sie haben bei Künstlern wie Gerhard Richter und A. R. Penck studiert. Wie haben diese Erfahrungen Ihre künstlerische Entwicklung beeinflusst?
Ich bin ein großer Freund des guten Handwerks, was zu der Zeit, als ich studierte, komplett aus der Mode gekommen war. Wenn man kein Handwerk hat, kann man keine Sprache entwickeln und infolgedessen auch keine Geschichten erzählen. Ich habe bei Gerhard Richter immer die Solidität seines handwerklichen Döns geschätzt. Penck war eher ein Freigeist zwischen den Welten.

Ihre Werke zeichnen sich durch eine mystische Tiefe und altmeisterliche Techniken aus. Was inspiriert Sie zu diesen Stilrichtungen?
Ich liebe die Komplexität einer Sprache, was nicht gleich bedeutend ist, mit Komplikation; in jungen Jahren bin ich durch Europa gereist und habe die Werke der alten Meister*innen in ihrer demütigen Zeitlosigkeit vor Ort genießen können, das war gewiss eine fulminante Quelle der Inspiration.

Welche Bedeutung hat das Motiv des Pilzes in Ihren Gemälden, und wie verbindet es Ihre künstlerische Arbeit mit Ihren astrologischen Studien? Wie integrieren Sie Ihre astrologischen Erkenntnisse in Ihre künstlerische Praxis?
Der Pilz kam eines Tages zufällig bei einer Bild Recherche, und ich entdeckte, dass er in der Kunstgeschichte immer nur als Randfigur auftauchte. Somit war es eine spannende Herausforderung ihn zum zentralen Motiv zu machen. Das wurde zu einem rauschartigen Sog und ich habe sieben Jahre lang die Welt des Pilzes malerisch erkundet, ohne von Anfang an über seine wirkliche Bedeutung Bescheid zu wissen, es war also primär eine intuitive Entscheidung. Die astrologische, und die malerische Arbeit beeinflussen sich nicht kausallogisch, sonst wäre es eine Illustration. Es ist wie mit der Musik Eine Erforschung von Zusammenhängen, die in eine jeweilige Sprache umgesetzt wird.

 

 

Wie hat sich Ihre Kunst im Laufe der Jahre entwickelt, und welche Phasen oder Stilrichtungen haben Sie durchlaufen?<
Ich habe in der Schulzeit Altmeister liche Zeichnungen gemacht, unterstützt durch meinen wunderbaren damaligen Lehrer. Dann gab es ein paar Jahre des experimentieren, und ich begann 1989 mit einer Serie von Gemälden, die von der italienischen Renaissance und der amerikanischen Farbfeldmalerei inspiriert waren. Ab 1994 habe ich eine Werkgruppe begonnen, bei der ich nur die Lichtflächen beispielsweise eines Portraits gemalt habe und das Ganze mit einem Georg Stoff überspannt habe. Dadurch entstand ein mystischer Farbraum, wobei man den Stoff als solchen nicht erkennen konnte. Diese Bilder sind praktisch nicht reproduzierbar. Dann begann ich 2014 Mit dem Pilzen und ab 2022 übernahm das Wasser die motivische Herrschaft in meinen Bildern. Parallel dazu ist das Portrait wieder zurückgekehrt. Die neuesten Arbeiten sind auch wieder, wie zu Beginn meines Weges, in Öl gefertigt.

Welche Rolle spielt die Musik, insbesondere der Jazz, in Ihrem kreativen Prozess als Maler?
Ich brauche die Musik zum Leben und zum Erleben, das ist fast wie eine unschädliche Sucht; der Jazz mit der Improvisation entspricht sicherlich am meisten meiner Art, das Leben zu empfinden.

Sie haben an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen. Gibt es eine Ausstellung, die für Sie besonders bedeutend war?
Es gibt zwei Ausstellungen, die ich hervorheben möchte, das eine ist 1989 eine große Gruppen Ausstellung im Ludwig Museum in Köln gewesen und die andere Ausstellung fand 1991 in der Galerie Feuerle statt. Dort habe ich fast ausschließlich Gemälde von einem italienischen Freund gezeigt. Von dieser Ausstellung gibt es auch einen sehr schönen Katalog.

Welche Botschaft möchten Sie den Betrachtern Ihrer Kunstwerke vermitteln, insbesondere im Kontext des Übergangs ins Luftzeitalter?
Per se möchte ich keine Botschaft vermitteln, sondern ein Gefühl; viele Betrachter*innen meiner Bilder sagen, da könne man so richtig tief eintauchen oder käme an einem Ort an, von dessen Existenz man vorher gar nicht wusste. Ich liebe die Komplexität der malerischen Sprache.

Berlin, im Dezember 2024

 

 

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