Woran arbeiten Sie aktuell—und was reizt oder fordert Sie daran besonders?
Sophia Süßmilch: Ich arbeite gerade an vier Projekten gleichzeitig, upsi mal wieder und love the people, hate the hustle.
Cathrin Hoffmann: Reizvoll, klingt nach Italien oder Tiramisu. Eigentlich wollte ich gerade an meiner kommenden Solo-Show für London arbeiten und an einem neuen Druck, der dieses Jahr noch erscheinen soll. Prokrastinierend haben ich mich dann aber mit Sophia für die Berlin Art Week beworben. Jetzt kuratiere ich das erste Mal mit über 30 internationalen Artists und arbeite an allem gleichzeitig—und daran, nicht verrückt zu werden. Das ist vielleicht das ehrlichste Projekt, was mich reizt.
Gibt es ein tägliches Ritual, das Ihnen Struktur oder Inspiration gibt?
S. S.: Gassi gehen gibt Struktur, mit Cathrin sprechen Inspiration.
C. H.: Jeden Tag die gleiche Maluniform anzuziehen.
Welche Musik begleitet Sie, wenn Sie sich fokussieren oder in Ihr kreatives Schaffen zurückfinden möchten?
S. S.: Ich hasse Musik.
C. H.: Ich höre meistens Menschen reden. Hörbücher oder Podcasts.
Gab es ein Buch, das Ihre Sichtweise nachhaltig verändert hat—und warum würden Sie es weiterempfehlen?
S. S.: ›The S.C.U.M. Manifesto‹ von Valerie Solonas würde ich jeder Person empfehlen, die nachvollziehen will, wie es ist, als Frau in dieser Welt zu leben.
C. H.: ›Die Unendliche Geschichte‹ empfehle ich.
Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
S. S.: Ein Rupfentier von Renate Müller.
C. H.: Louise Bourgoises ›Maman‹.
Welcher Ausstellungsort in Berlin inspiriert Sie?
S. S.: Mich inspiriert eher Ausstellungsarchitektur als bestimmte Orte.
C. H.: Es gibt keinen festen Ort, da Orte veränderbar sind. Aber der letzte Ausstellungsort, der mir besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, war das Jüdische Museum Berlin.
Gibt es einen Gegenstand, der Sie begleitet und ein Stück Ihrer Identität widerspiegelt?
S. S.: ›Die Liste‹—ein Zettel, auf dem mein ehemaliger Mitbewohner Matthias Moroder in Wien eine wirklich nur für ihn verständliche, komplett absurde Liste mit sehr absurden Verweispfeilen gefertigt hat. Ich liebe Listen und Systeme. Gleichzeitig drückt sie Scheitern, Chaos aus und ist ein komplettes Mysterium.
C. H.: Eine Schwarzweißfotografie, die meine Mutter uns Kindern gegeben hat, damit sie uns beschützt. Sie zeigt nicht meine Mutter, sondern jemand anderes. Ich trage sie immer versteckt im Portemonnaie.
Was motiviert Sie, auch in Momenten des Zweifelns weiterzumachen?
S. S.: Schlaf, Essen, Umarmungen, mein Alter, Geld, Kaffee, Disziplin, Wille, Verzweiflung, Gespräche, Ausweglosigkeit, Humor, Salamitaktik, Umdenken, Vereinfachen, Hilfe, Pausen, Wut, Hoffnung.
C. H.: Mein altes Leben, in das ich niemals wieder zurück will.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gern ein Gespräch führen—und worüber würden Sie sprechen?
S. S.: Ich würde gerne mit einer Mutter, die mit ihren Kindern einen langen Fluchtweg zurückgelegt hat, über Hoffnung sprechen, falls sie die noch hat.
C. H.: Ich würde gerne mit Künstler*innen sprechen, die in den 30ern des letzten Jahrhunderts nicht aus Nazideutschland geflohen sind und was deren Beweggründe waren und welche Hoffnung sie noch hatten.
Worauf freuen Sie sich, wenn ein Arbeitstag zu Ende geht?
S. S.: Den Mops auf meinem Bauch und das Rauschen des Fernsehers, das sich mit dem morgendlichen Vogelzwitschern vermischt während der Hund und ich synchron ins Schnarchen verfallen.
C. H.: Italien oder Tiramisu.