Danielle Brathwaite-Shirley

von 
Danielle Brathwaite-Shirley. Portrait. Mit freundlicher Genehmigung der Künstler*in.

Über Moral und Videospiele — Danielle Brathwaite-Shirley beantwortet unser Questionnaire.

Woran arbeiten Sie gerade?
Ich arbeite an der Ausstellung ›The Soul Station‹ mit der LAS Art Foundation in der Halle am Berghain. Im Wesentlichen gibt es in dieser Show zwei neue Auftragsarbeiten. Eine heißt ›You Can’t Hide Anything‹ und ist ein großer Moraltest. Das Spiel entscheidet, ob Du ein guter oder schlechter Mensch bist. Nun ja, Du entscheidest, ob Du ein guter oder schlechter Mensch bist, basierend auf den Entscheidungen, die Du während des Spiels triffst. Dieses Spiel wird von mehreren anwesenden Personen gespielt. Es gibt eine Person, die kontrolliert, wohin Du gehst, und alle anderen können über Deine Entscheidungen abstimmen. Du bekommst Fragen gestellt wie: »Denkst Du, dass manche Menschen von Natur aus gefährlicher sind als andere?«. Deine Antworten entscheiden, ob Du lebst oder stirbst. Dies wird durch eine demokratische Gruppenabstimmung entschieden. Du kannst also »ja« wählen, jemand anderes kann »nein« wählen, und die Mehrheit gewinnt. 

Haben Sie ein tägliches Ritual?
Mein tägliches Ritual besteht darin, aufzustehen, mich an den Computer zu setzen und ein Blender Modell zu erstellen. Ich erstelle jeden Tag ein Rendering. Ich habe die folgende Regel: Ich habe 15 Minuten Zeit, um etwas zu gestalten, und wenn es in dieser Zeit nicht erfasst wird, dann nicht. Aber was modelliert wird, wird auch verwendet. Auch wenn es nicht gut aussieht, muss ich es trotzdem benutzen. Es sind also 15 Minuten, in denen ich versuche, eine Emotion, einen Teil von mir, die Essenz von etwas einzufangen. 

Was hören Sie beim Arbeiten?
Momentan höre ich mir viele meiner Videos an. Aber ich höre auch Podcasts. Vor kurzem habe ich mir einen Podcast namens ›Derelict‹ angehört, eine Art Drama-Podcast. Diese Podcasts sind wie Filme, nur ohne visuelle Elemente. Der Sound ist wirklich fantastisch. Eine gute Anlaufstelle für solche Podcasts ist ›Q Code‹ — dort gibt es jede Menge tolle Hörspiele.  

Welches Buch verschenken Sie am liebsten?
Ich habe noch nie ein Buch verschenkt. Viel eher verschenke ich ein Videospiel. Die letzten Spiele, die ich verschenkt habe, waren ›Baldur’s Gate 3‹ und ›Shipwrecked 64‹. Aber ein Buch noch nie —vielleicht ist es eine gute Idee. 

Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Precious Okoyomon hat dieses großartige Gewächshaus mit all diesen giftigen Pflanzen darin gebaut. Das hätte ich gerne in meinem nicht vorhandenen Garten. Es enthält einen Bären und Schmetterlinge. Es wäre einfach ein netter Ort, aber auch ein bisschen gefährlich, weil alle Pflanzen giftig sind. 

Ihr Lieblingsausstellungsort in Berlin?  
Das HAU Hebbel am Ufer veranstaltet tolle Kunst/Theaterveranstaltungen und sie sind immer wieder unglaublich faszinierend. Und die Tischlerei bietet alternative Opern an. Im Grunde sind es Performances, aber mit Opernsänger*innen. Das sind derzeit meine beiden Favoriten, weil ich bei jedem Besuch so viel darüber lerne, wie eine Ausstellung aussehen oder funktionieren könnte. 

Auf welches Accessoire oder welchen Gegenstand können Sie nicht verzichten? 
Wahrscheinlich mein Telefon. 

Was treibt Sie an?  
Vermächtnis.  

Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen? 
Hideo Kojima, Jordan Peele, Laverne Cox. 

Worauf freuen Sie sich nach getaner Arbeit?
Meistens endet ein Arbeitstag gegen 23 oder 24 Uhr. Manchmal spiele ich Brettspiele. Ansonsten schlafe ich, treffe meine Freundin, entspanne mich und schaue gelegentlich eine Serie auf Netflix. Jedes Mal, wenn ich einen intensiven Arbeitstag beende, freue ich mich auf das nächste Projekt und beschäftige mich gedanklich damit. Ich bin ein Mensch, der ununterbrochen arbeitet. Ich beende eine Ausstellung und plane bereits das nächste ›Add-on‹. Wie könnte es aussehen? Ich arbeite in Erweiterungen. Ich beginne, über das nächste Projekt nachzudenken, basierend auf dem, was ich an dem Arbeitstag gelernt habe. Ich schätze, mit meiner Ruhepause beginnt das nächste Werk. 

 

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