Highlights der Positions Berlin Art Fair 2024

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Positions Berlin Art Fair 2023. Foto: Clara Wenzel-Theiler

Ein Marktplatz für Kunst und auch Freiraum zum Entdecken—das ist die Positions Berlin Art Fair.

Mit Sektionen, die den Einstieg in das Kunstsammeln erleichtern, die das Interesse an Mode, an jungen, ganz aktuellen Künstler*innen, an digitaler und an international erfolgreicher Kunst weckt, verfolgt die Kunstmesse nun im elften Jahr ihr Credo. Im Flughafen Tempelhof zuhause, bespielt die Positions einen spektakulären Raum, der mit industriellem Flair, den sichtbaren Stahlträgern und 14 Meter hohen Wänden, Hochglanz und geschlossene White Cubes ausklammert und Platz schafft für Wandel und neue Formate. Wie zum Beispiel dem diesjährigen Länderschwerpunkt Südkorea. Parallel zur weltweiten Begeisterung für K-Pop und die koreanische Küche wächst auch der südkoreanische Kunstmarkt rasant. Die wachsende Bedeutung und das gegenseitige Interesse wird in diesem Jahr mit einem Schwerpunkt gefeiert: Sechs Galerien bieten einen Einblick in die Kunstszene Südkoreas. Hier verraten wir mehr über den diesjährigen Schwerpunkt, weitere Programmpunkte und künstlerische Highlights der diesjährigen Positions. 

 

1. Chamsae Kim, ›Don’t look at me‹, 2024, 29 x 19.4 cm, Acryl auf Leinwand. Courtesy of ERD Gallery.

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Ein bisschen schlechte Laune, aber die Farben knallen optimistisch dagegen an. Allen hängenden Mundwinkeln zum Trotz machen Kim Cham Saes Arbeiten unfassbar viel Spaß: Im roten Bikini und blau gestreifter Hose steht eine Figur im Grünen, sie hat einen Karton auf dem Kopf, auf dem steht I don’t want to show you. Mit viel Humor stößt Kim Cham Sae das Thema der Scham, der Ängste und der kleinen Freuden des Alltags an. Ihre Arbeiten erzählen Geschichten und funktionieren in ihrer Schrift-Bild-Kombination wie kleine Comicpanels. Eine Krähe pickt an einer Mango, ein Kerlchen möchte nicht angeguckt werden und zielt mit einer kleinen, schwer ernst zu nehmenden Waffe aus dem Bild heraus. Eine Maus schnippelt eine Möhre, aber ihr Shirt verrät, dass sie kochen eigentlich gar nicht mag, und zwei grummelige Jungs merken, dass sie die gleiche Badekappe tragen, finden die engen Kappen aber trotzdem doof. Kim Cham Sae schafft eine verspielte, ungeschönte Welt für das Kind in dir und für liebenswürdige Grumpy Cats. Die Arbeiten von Kim Cham Sae werden zusammen mit den Werken von Mina Ham und Kim Yeji am Stand der ERD Gallery gezeigt. 

2. Sol Namgung, ›Meet me there‹, 2024, Öl auf Leinwand, 33 x 43cm. Courtesy of the artist.

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Anlässlich des diesjährigen Länderschwerpunktes präsentieren wir in der kuratierten Sonderausstellung ›Spotlight on South Korea‹ vier junge Künstlerinnen aus Südkorea, die in Deutschland studiert haben und seither hier leben und arbeiten. Jaeyun Moon, Jeiryung Lee, Sol Namgung und Suah Im bilden in ihren Werken somit eine künstlerische Brücke zwischen den Orten. So ist beispielsweise die Nase, als das Sinnesorgan, welches stark an Erinnerungen geknüpft ist, in Werken Suah Ims ein wiederkehrendes Motiv. Den Geruch von Knoblauch bindet die Künstlerin in ihren Performances ein und stellt damit eine olfaktorische Verbindungslinie zur koreanischen Küche her. Nicht immer ist ein Bezug zur Heimat oder der Wahlheimat so offensichtlich. Kann Kunst ganz unabhängig der geografischen Einflüsse, der Herkunft entstehen? Ob und inwiefern fließen die beiden Welten in die Arbeiten der vier Künstler*innen ein? Finden Sie es heraus.  

3. Installationsansicht, Anna Zachariades, ›Academy Positions 2023, Berlin Hyp Award Gewinnerin‹. Foto: Clara Wenzel-Theiler.

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In dieser Sektion weht ein besonders frischer Wind! Über 20 ausgewählte Studierende und frische Absolvent*innen der Kunsthochschulen Deutschlands bekommen mit der Sonderausstellung Academy Positionseine erste Plattform auf dem Kunstmarkt. So kann sich das Fachpublikum einen Überblick über nationale Tendenzen verschaffen, Galerien ihr Programm erweitern und Käufer*innen haben die Möglichkeit das Frühwerk der nächsten Generation zu kaufen. Jungen Positionen wird in dieser bereits etablierten Sektion eine Gelegenheit geboten, ihre Arbeiten zu zeigen und entdeckt zu werden. Mit einer kuratierten Präsentation, die sich aus skulpturalen Arbeiten, Wand und Bodenpositionen zusammensetzt. Ein fruchtigfrische AcademyWind entstehteine bunte Tüte könnte man sagen! Mit dem Berlin Hyp Award werden zwei Künstler*innen dieser Sektion ausgezeichnet und im Folgejahr ihre neuesten Arbeiten in einer Sonderpräsentation auf der Messe präsentiert. In diesem Jahr werden hier die Arbeiten der Gewinnerin Anna Zachariades zu sehen sein.  

4. Installationsansicht, ›Danny Reinke x Manuela Karin Knaut, Fashion Positions 2023‹. Foto: Natalia Carstens Photography.

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Mit dem Ziel, die ausdrucksstarke Kreativszene Berlins abzubilden, darf die Mode natürlich nicht fehlen! Mit dem Format ›Fashion Positions wird die Schnittstelle zwischen Mode und Kunst visualisiert. 20 ausgewählte Berliner Modedesigner*innen stehen hier in direktem Austausch mit der Kunst, können sich und ihre Konzepte wie eben diese in offenen Kojen präsentieren und dabei einen Fokus auf ihre Inspiration, ihre künstlerischen Gedanken hinter dem Kleidungsstück legen. Besucher*innen erfahren beim Gang über die Messe einen nathlosen Übergang von der Kunst zur Mode. Und wenn ein Label besonders gut gefällt, kann im anliegenden Shop gestöbert werden.  

 

 

5. Carolina Bazo, ›RESILIENTA 5‹, 2024. Digital photography on cotton paper, from In situ performance. Courtesy of O Art Project.

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In weißem Gewand und mit roter, das Gesicht gänzlich verdeckender Sturmhaube steht Carolina Bazo auf einem schmalen Grünstreifen, der die vier Spuren einer Schnellstraße trennt. Wobei Grünsteifen eine Übertreibung ist, zu ihren Füßen wachsen nur noch wenige trockene Büschel. Links und rechts rauschen Autos und LKW vorbei, die Künstlerin bewegt sich nicht aktiv, sie wankt nur von den Druckwellen der Fahrzeuge leicht hin und her. Ein anderes Szenario: Carolina Bazo steht in einer bergigen trockenen Landschaft. Sie trägt eine rote gezackte Form um den Kopf, einen imposanten weißen Reifrock und rote lange Handschuhe. Die verformte Silhouette erscheint anorganisch in der weiten Wüste. Ihre roten Handschuhe umklammern einen Baum, durch einen Schlauch läuft rote Flüssigkeit in ihren Mund. Sie spuckt. Bazos Performances zeigen, wie der Mensch mit seiner Umgebung harmoniert und wie sie sich gegenseitig abstoßen. Als würde das Triadische Ballett im Regenwald oder in der Steppe aufgeführt. Mensch und Natur? Das passt nicht so ganz. Eine eindringliche Arbeit, Performances wie Rituale. Auf Video und fotografisch festgehalten sind die Performances bei O Art Project aus Lima zu sehen. 

 

 

6. Sadie Laska, ›untitled‹, 2024, Stoff, Farbe, Holzreifen, 236,22 × 66,04 × 25,40 cm. Courtesy of Golestani Galerie.

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Sie werden Windsäcke genannt, die rot-weiß gestreiften Stoffkegel, die sich an einem Mast hängend mit Wind füllen und verraten, von wo er kommt. Meist sind sie nahe einem Gewässer aufzufinden, sind Relikte einer Zeit vor der Digitalisierung, ein nostalgisches Überbleibsel. Vermutlich verlässlicher als so mancher elektronische Fühler. Sadie Laska hat ihre eigenen Windsäcke geschaffen: Patchwork-Windsackfische. Im Ausstellungskontext hängen sie schlaff herunter, als würden sie auf eine wegweisende Böe warten. Momentan? Ein laues Lüftchen. Ausschnitte aus Laskas malerischem Werk verleihen den Fischen ein charakterstarkes Gesicht und eine verspielte, optimistische Ausstrahlung. Sie wollen sich bewegen, auf den gesellschaftlichen Zustand hinweisen? Wie gelähmt, aber mit so viel Potenzial, richtungsweisend zu agieren hängen sie im Raum. Ein Zustand des Wartens scheint eingefangen. Sadie Laska gelingt es mit einer spielerischen Leichtigkeit, die ihre Arbeiten umgibt, auf Missstände aufmerksam zu machen. Collage, Windsack und Malerei sind ihre Werkzeuge, und sie lechzen alle nach frischem Wind. Zu sehen bei Golestani aus Düsseldorf.

Am 12. September wird die Künstlerin mit ihrer Band I.U.D. (Lizzi Bougatsos & Sadie Laska) im Rahmen der Berlin Art Week am Gropius Bau performen. 

7. Franziska Reinbothe, ›ohne Titel‹, 2022, 70 x 50 cm, Chiffon, Garn. Courtesy of Galerie Mathias Günthner.

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Ein gebrochener Keilrahmen, die bemalte Leinwand hängt herunter. Was sich kaputt anhört, ist für Franziska Reinbothe der Beginn ihres künstlerischen Prozesses. Welcher Eingriff sich wie auswirkt, treibt die Künstlerin an. Sie fragt sich stets: was ist dahinter? Sie holt die Rückseite eines Bildes nach vorne, zerbricht, repariert, sodass die De- und Rekonstruktion eines Werkes zu einem neuen Werk werden. Franziska Reinbothe erforscht die Materialien, die Grundbausteine der zeitgenössischen Malereiund sie schreckt nicht ehrfürchtig vor ihnen zurück, sondern betrachtet sie als ein Feld der Möglichkeiten. Statt Farbe nutzt sie Chiffon, zerschneidet die Leinwand und näht sie wieder zusammen, umspannt, umwickelt das Holz, der Rahmen rückt an die Stelle der Leinwand, seine Ecken und Kanten multiplizieren sich. Franziska Reinbothes Arbeiten motivieren dazu, die Schönheit an ungewohnten Stellen zu sehen, hinter die Fassade zu gucken. Ihnen scheint ein Upcycling-Gedanke innezuwohnen, der die Gegebenheiten würdigt und das Potenzial erkennt, wo es sonst unbeachtet bleibt. Zu sehen bei der Galerie Mathias Güntner aus Berlin/Hamburg.

 

In diesem Jahr wird auf der Kunstmesse die zweite Edition des POSITIONS Berlin Art Fair-Magazins erscheinen. Darin lesen Sie mehr über die diesjährigen Highlights! 

 

 

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