Livia Rita

von 
Livia Rita. Foto: Simon Habegger

Über das Erschaffen von Klanglandschaften und einer Berggemeinschaft in den Alpen—Livia Rita gibt einen Einblick in ihre magische(n) Welt(en).

Woran arbeiten Sie gerade?
Ich war mit unserer Künstler*innenresidenz beschäftigt. Wir haben ein altes Gebäude in den Alpen übernommen und dort unser visuelles Atelier und Musikstudio eingerichtet, und laden nun Partner*innen ein, organisieren Konzerte, Residenzen und ein Café für Ortsansässige… Ich stecke Energie in den Aufbau einer Berggemeinschaft und arbeite an der Erschaffung neuer sinnvoller Wege des Zusammenseins mit Freund*innen, Künstler*innen und Fremden. 

Ansonsten arbeite ich an der Musik für eine neue EP! Ich habe viel Wut und Traurigkeit in meine jetzige Umgebung eingewoben, habe über alte lokale Rituale gelesen, lasse den Sumpf/die Wälder/Jahreszeiten hier tief auf mich einwirken—es ist manchmal ein bisschen wie in einem Studio Ghibli-Film… und all diese Natur, die sich darin verstrickt, fließt in die EP zurück. 

Meine derzeitige visuelle Arbeit konzentriert sich hauptsächlich darauf, mir neue Kreaturen für diese neuen Songs vorzustellen; darüber nachzudenken, in welche Formen, Texturen, Elemente und Emotionen ich mich für die kommenden Konzerte physisch verwandeln möchte.  

Und dann schreibe ich die Texte für das nächste Album; eine sehr lustvolle, verspielte, empfindungsfähige Sci-Fi-Welt, in die ich viele Sehnsüchte einbringe…  

Haben Sie ein tägliches Ritual?
Draußen singen. Ich gehe komplett auf, wenn mein Körper und meine Stimme mit dem Wetter und der Atmosphäre im Einklang sind und meine Sinne sich vollständig öffnen. Ich bewege meinen Körper auch täglich, überprüfe ihn und weiche Versteifungen auf.  

An guten Tagen nehme ich mir 20 Minuten Zeit, um mich hinzusetzen und zu lesen, um Perspektiven von außen einzuladen und mich von den Gedanken anderer inspirieren zu lassen. Ich freue mich darauf, jeden Tag ein bisschen zu lernen und mich in eine Richtung zu entwickeln, die mir wichtig ist…  

Was hören Sie beim Arbeiten?
Es wechselt ständig. Normalerweise höre ich mehrere Tage lang wiederholt die gleiche Musik. Ich versuche, meine Lebensphasen durch Lieder zu archivieren, indem ich Erfahrungen und Gefühle damit verbinde. 

Ich möchte mir angewöhnen, Songs an Freund*innen zu schicken, ihre Musik im Gegenzug zu erhalten und öfter Radio zu hören, um neue Künstler*innen zu entdecken. Und ich kehre auch zu Vinyl zurück… 

Welches Buch verschenken Sie am liebsten?
So gut wie nie gemacht! Aber ich teile Fotos von Abschnitten in Büchern mit Freund*innen, momentan hauptsächlich aus Texten über Beziehungen, Poesie über Schleim und Moos, Mythen und Texte, die versuchen, menschliches Verhalten zu erklären und zu sezieren, damit es sich weniger überwältigend anfühlt… 

Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Ich war bisher noch nicht in der Lage, ein Zuhause aufzubauen. Mein Leben war zu nomadisch und DIY, und so habe ich es sehr genossen, andere Umgebungen zu besuchen und Kunst an Orten zu betrachten, an denen sie in einen bestimmten Kontext gesetzt wird. Die Idee, ein eigenes Nest zu bauen und symbolische Elemente dafür zu finden, ist jedoch schön. 

Ihr Lieblingsausstellungsort in Berlin?  
Ich stehe auf besondere Orte, unentdeckte Ecken, umfunktionierte Räume und unerwartete Kombinationen…  

Auf welches Accessoire oder welchen Gegenstand können Sie nicht verzichten? 
Kopfhörer! So kann ich Musik hören, wann immer ich will. Ein kleines Skizzenbuch, um Gedanken festzuhalten. Eine Sprachaufnahmeoption, normalerweise mein Telefon, um spontane Ideen oder Klanglandschaften um mich herum aufzunehmen…

Was treibt Sie an? 
Ich bin ein verträumter Mensch… Also schwebt mir immer etwas im Kopf herum! 

Ich denke, es ist die Lust, Emotionen auszudrücken und zu teilen. Ich finde es bewegend, Menschen in meine inneren Welten einzuladen. Und es ist der große Wunsch nach Verbundenheit auf authentische, verletzliche Weise. Ich sehne mich danach, Brücken in alternative Welten zu bauen. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen. Daher ist das gemeinsame Eintauchen in kreative Praktiken für mich eine sehr erfüllende soziale Interaktion. 

Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen? 
Björk, Patti Smith… Meine Güte, die Hexen von früher, hypersensible Menschen, die die Natur und die Welt um sich herum und sich selbst radikal spürten, Abenteurer*innen, die inspirierende Lebensweisen fanden…  

Worauf freuen Sie sich nach getaner Arbeit?
Ich genieße den tiefenentspannten, ruhigen Moment, der auf den Adrenalinschub eines Auftritts folgt. Sobald ich meinen Teil dazu beigetragen habe, bin ich neugierig zu sehen, wie Menschen mit meiner Arbeit interagieren… Ich mag die Aktivität, das Chaos aufzuräumen, die Erfahrung in mir nachhallen zu lassen, mir Zeit zu nehmen, um zu verdauen, was gerade passiert ist, und darüber nachzudenken, was ich das nächste Mal anders machen möchte. Oft bin ich auch ein bisschen traurig, dass es vorbei ist… Dann fange ich an, mir neue Arbeiten vorzustellen und mich auf das zu konzentrieren, was als nächstes kommt. 

 

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