Woran arbeiten Sie gerade?
Seit drei Jahren arbeite ich an ›Labor Lab‹, einer fotochemischen Arbeit, die durch das Beträufeln von Hormonen und hormonbasierten Medikamenten wie der Pille, der Abtreibungspille oder Östrogen auf Fotofilm entstanden ist, um sie später in der Dunkelkammer zu vergrößern. In Vorbereitung auf die Ausstellung hatte ich die Ehre, mit schlauen Köpfen wie Esther Leslie, Margarida Mendes, Julieta Aranda, Jeannie Moser, Ashkan Sepahvand und Dehlia Hannah in einem Workshop über ›Labor Lab‹ nachzudenken. Ich hoffe, dass die Ausstellung einen verstärkten Austausch und eine Reflexion über Arbeit, reproduktive Gerechtigkeit, unsere neoliberale Leistungsgesellschaft und kapitalistische Ausbeutung anregt, die bis in die kleinsten Moleküle unseres Körpers reicht.
›Labor Lab‹ wird in diesem Jahr im Rahmen der Berlin Art Week in der Schering Stiftung zu sehen sein.
Haben Sie ein tägliches Ritual?
Mit meinen Vorfahren kommunizieren.
Was hören Sie beim Arbeiten?
Laurie Anderson, Nina Simone, Matthew Herbert, Patti Smith, Limahl, Julian Muller, Four Tet, Connan Mockasin, Tracy Chapman, Tantras of Gyütö, Sets von Aurora Halal, Venetta und Lily Ackermann, Barbara, Pink Floyd, Beastie Boys, Bach, Schostakowitsch, David Bowie, Ton Steine Scherben, Vivaldi, Corelli, Pergolesi, Brahms, Beethoven, Aphex Twin, Belle und Sebastian, Dolly Parton, Mort Garson, Nick Drake, Peaches, Warpaint, Debussy.
Welches Buch verschenken Sie am liebsten?
Ich habe drei Favoriten: Silvia Federicis ›Caliban und die Hexe‹, ›Anfänge‹ von David Graeber und David Wengrow und Aimé Césaires ›Über den Kolonialismus‹.
Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Nancy Holts ›Sun Circles‹ in meinem Traum und in der begrenzenden Realität ihre ›Mirrors of Light‹.
Ihr Lieblingsausstellungsort in Berlin?
Gropius Bau.
Auf welches Accessoire oder welchen Gegenstand können Sie nicht verzichten?
Leider meinen Computer. Ich wünschte, es wäre so etwas wie ein Zauberstab oder ein Musikinstrument.
Was treibt Sie an?
Ich muss verarbeiten, was ich in meinem Leben erlebe. Auf den ersten Blick sieht die Motivation so aus: Neugier und Freude am Verstehen. Wenn ich genauer hinschaue, könnte es sein, dass der Grund auch die Angst ist: Dinge zu lernen und zu verstehen, um weniger Angst in der Welt zu haben. Höchstwahrscheinlich ist der Motor Freude und Angst zugleich.
Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen?
Silvia Federici und Florentina Holzinger.
Worauf freuen Sie sich nach getaner Arbeit?
Mit meinem Sohn Zeit zu verbringen.