WATCH OUT

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Credits: Boris Messing
Credits: Boris Messing

Der Projektraum The Watch befindet sich in einem eher ungewöhnlichen Gebäude: einem ehemaligen DDR-Grenzturm in Treptow. Zur Berlin Art Week wird ein Archiv der mittlerweile 30-jährigen künstlerischen Nutzung des Ortes vorgestellt

Wenn man es nicht wüsste, fiele er nicht weiter auf. Dabei ist der ehemalige DDR-Grenzturm im Schlesischen Busch in Treptow einer von nur zwei gut erhaltenen Grenzwachtürmen in Berlin. Der andere steht in der Kieler Straße, eine Handvoll weitere im Brandenburger Umland. Grenzwachturm, das ist eigentlich schon der falsche Begriff. Denn der 1979 erbaute Turm war viel länger Kunst- als Überwachungsort. Bereits 1990, ein Jahr nach dem Mauerfall, besetzte ihn eine Gruppe von Künstler*innen und funktionierte ihn zum ›Museum der verbotenen Kunst‹ um. Zwei Jahre später wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Der Turm wird also schon seit mehr als 30 Jahren künstlerisch und kulturell genutzt.

Jo Zahn, Notizblock mit Zahl der täglichen Besucher*innen des Grenzenwachstums. Foto: Jo Zahn
Jo Zahn, Notizblock mit Zahl der täglichen Besucher*innen des Grenzenwachstums. Foto: Jo Zahn

Jo Zahn, Denkmalgeschützte Beschilderung im Wachturm mit dem Datum der letzten Überprüfung (03/86). Foto: Jo Zahn
Jo Zahn, Denkmalgeschützte Beschilderung im Wachturm mit dem Datum der letzten Überprüfung (03/86). Foto: Jo Zahn
Jo Zahn, Renovierungsarbeiten im Grenzwachturm nach einem Wasserschaden (3). Foto: Jo Zahn
Jo Zahn, Renovierungsarbeiten im Grenzwachturm nach einem Wasserschaden (3). Foto: Jo Zahn

Jo Zahn, Renovierungsarbeiten im Grenzwachturm nach einem Wasserschaden (2). Foto: Jo Zahn
Jo Zahn, Renovierungsarbeiten im Grenzwachturm nach einem Wasserschaden (2). Foto: Jo Zahn
Foto: Dominique Hurth
Foto: Dominique Hurth

Zum Jubiläum in diesem Jahr erstellt das Team von The Watch im Rahmen der Berlin Art Week ein Archiv aus Dokumenten, Flyern, Videos und vielem mehr. Das Kunstschaffen von drei Jahrzehnten wird hier präsentiert und zueinander in Bezug gesetzt. Auch Künstler*innen, die in und um The Watch gearbeitet haben, werden anwesend sein und von ihren Erfahrungen mit dem Ort erzählen. Hat sich die Kunst im Turm nach der Wende viel mit der Diktatur der DDR auseinandergesetzt, so wurde die Themenwahl in späteren Jahren freier und offener. Über die Jahre wurde hier Radio genauso konzipiert und realisiert wie eine Oper—vor allem aber viel Konzeptkunst. Für The Watch, das gemeinsam mit neun anderen Projekträumen in diesem Jahr den ›Project Space Award‹ gewonnen hat, ist es die erste Teilnahme an der Berlin Art Week.

»Bereits 1990, ein Jahr nach dem Mauerfall, besetzte ihn eine Gruppe von Künstler*innen und machte das ›Museum der verbotenen Kunst‹ daraus.«

Um das Archiv kümmern sich Dominique Hurth, Jo Zahn und Chris Gylee. Sie selbst haben auch bereits im Turm residiert, Zahn hat mit einer Gruppe jahrelang das Programm mitgestaltet. Der Projektraum vergibt bis zu sechswöchige Residencies, die unter einem bestimmten Motto stehen und in deren Rahmen sich Kunstschaffende aller Richtungen mit dem Turm und seiner Umgebung beschäftigen. Die aktuelle Residency steht unter dem Motto ›Care-Taking‹, skizzenhaft festgehalten in einem Büchlein von Max Brück, einem der Artists-in-Residence. Und wenn im Rahmen der Berlin Art Week das Archiv präsentiert wird, werden auch Bruck und Melanie Jame Wolf, eine weitere Künstlerin des Programms, die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen. Es geht weiter.

THE WATCH
caretaking: 2020—1990
9—13 SEP 2020
Talks from within the Tower
12 SEP, 15—17 Uhr
Sonderöffnungszeiten Berlin Art Week
9—13 SEP, 14—18 Uhr

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