Charmaine Poh—Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take

Im Zentrum von ›Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take‹, ihrer weltweit ersten institutionellen Einzelausstellung steht die neue, für diese Ausstellung geschaffene Drei-Kanal-Videoinstallation ›The Moon is Wet‹. Diese kreist um drei weibliche Figuren: Die erste ist die daoistische Meeresgöttin Mazu, die als eine schützende Muttergottheit im Südosten Chinas von der Hokkien sprechenden Bevölkerung verehrt wird. 

Die zweite Figur gehört als ›Ma Jie‹ zu den Migrantinnen, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts von Guangdong, China, nach Singapur kamen, um als Haushälterinnen und Kindermädchen zu arbeiten. Bis in die 1970er- Jahre lebten diese Frauen, die in ihrer Heimat ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatten, in speziellen Häusern oder Clanverbänden und kümmerten sich wie eine selbstgewählte Familie umeinander. 

Die dritte Figur ist eine heutige migrantische Hausangestellte aus Indonesien, die nach Singapur gereist ist, um dort zu arbeiten. Auch diese heutigen Nannys und Hausangestellten verbindet in der Diaspora ein Netzwerk mit engen familienartigen Beziehungen.     

Die drei Figuren in Pohs Videoarbeit vereint in verschiedenen Zeiten ein ähnliches Schicksal. Sie sprechen unterschiedliche Sprachen und treffen sich nie persönlich. Aber ihre Erzählungen überbrücken Zeit und Raum und bilden ein Narrativ, in dem sie sich selbst, ihre Klasse und verschwindende Kultur hinterfragen, trauern und darüber reflektieren, was Singapur als Ort für sie bedeutet. »Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take betrachtet Singapur als ein Portal, durch das Geschichten fließen.«, so die Künstlerin, »Die Ausstellung blickt auf die verborgenen Strömungen des Begehrens, die die Zeit und Geschichte der Stadt transzendieren.«

Darüber hinaus versammelt die Schau viele von Pohs wichtigsten filmischen Arbeiten. Darunter ihr Film ›What's softest in the world rushes and runs over what's hardest in the world‹ (2024), der auch auf der letzten Kunstbiennale in Venedig zu sehen war. Die Videoarbeit gibt Einblick in das Leben queerer Familien, die in Singapur keinen rechtlichen Schutz genießen. Zu sehen ist auch ihr Video ›Good Morning Young Body‹ (2023), das ihre Zeit als Kinderstar im singapurischen Fernsehen Anfang der 2000er-Jahre reflektiert. Poh erstellte dafür mithilfe von KI und Filmmaterial einen Avatar ihres früheren, jungen Selbst—als Reaktion auf die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit, der sie als Kinderdarstellerin ausgesetzt war.

Charmaine Poh studierte Visual and Media Anthropology an der Freien Universität Berlin und ist international auch als Aktivistin und Autorin präsent.

Der Eröffnungsabend wird begleitet von Musik, Getränken und Snacks. Live-Speaker*innen führen durch die Ausstellung und geben Einblicke in die gezeigten Werke.