Chaveli Sifre. Foto: Pablo Pijnappel
Festivaltreffpunkt Performance

Wolkenportal

Performative Installation von Chaveli Sifre eingeladen von Marie-Therese Bruglacher

Hosted by
Marie-Therese Bruglacher

Das neue Format ›Hosted by‹ lädt Kurator*innen sowie Partner*innen der Berlin Art Week ein, Performances und Interventionen im BAW Garten zu präsentieren, die den Ort künstlerisch befragen und erweitern.

Chaveli Sifre. Wolkenportal

Die Architektur des Lebens ist voller Portale: kleine Tore, die zu großen Dingen führen, kleine Ecken in Räumen, wo Schatten tanzen, während Kinder schlafen. Wie Zeitreisen, ausgelöst durch den  Geruch eines alten Buchs—bewegen wir uns letztendlich nicht alle durch Portale?

Von einem Moment zum nächsten, von einem Ort zum anderen, suchen wir alle nach der richtigen Tür, die uns dahin führt, wo wir sein müssen. Und irgendwo, in der Stille eines Morgens, findet man sich vielleicht beim Durchblättern eines Gebetsbuchs wieder (man nannte das einmal ein portass)—eine andere Art von Portal, das nicht hinaus in die Welt führt, sondern tiefer hinein in einen selbst.

Im Herzen der Erde öffnet sich ein Portal, zischende Lava und Dämpfe. In unseren Körpern bilden unsere Venen eine rhizomatische Ansammlung von Portalen, die still unter der Haut summen und uns in uns selbst bluten lassen, oxygenieren, in Schlägen beleben.

Und dann sind da die Portale in Spiegeln und Träumen, diejenigen, die aus dem Nichts auftauchen, magisch oder technologisch, ein Eingang in eine andere Zeit, einen anderen Ort, ein anderes Leben. Wie oft habe ich mir eines von denen gewünscht—eine Gelegenheit, aus diesem Moment herauszutreten, dem Banalen zu entfliehen und etwas Erstaunliches zu finden? Manchmal ist alles, was man braucht, eine achtsame Veränderung, eine Neuausrichtung unserer Aufmerksamkeit.

Dieses Portal ist eine Wolke—ein schwebender Kreis aus duftendem Nebel, ganz ähnlich wie ein Duft als ein Portal zu unserem inneren Ich dienen kann, das Assoziationen und Geschichten aufschließt. Dieser zärtliche Nebel ist eine duftende heilende Reinigung, der den weißen Kampfer aus Madagaskar und den Malagueta (Lorbeer) aus Barbados in sich trägt, miteinander verwoben durch den satten Wandteppich karibischer Traditionen der Heilung. Malagueta, ein Busch, der in den Antillen beheimatet ist, setzt einen Duft frei, der sowohl an Fieber als auch an Fürsorge denken lässt—eine doppelte Erinnerung an unsere Zerbrechlichkeit und an die Kraft heilender Hände. Kampfer, lange schon hoch geschätzt für seine Fähigkeit, Insekten abzuwehren, purifiziert Räume und ehrt die Vorfahren. Bei Raumtemperatur wird er sublimiert und verschwindet ins Nichts; wird er verbrannt, kräuselt sein Rauch sich in die Höhe und bildet eine Brücke zwischen der physischen und der geistlichen Welt. Diese rituelle Geste transzendiert bloße Purifikation; sie ist eine tiefgreifende Verbindung zu materiellen Kulturen und lässt Geschichten von Reisen und Austausch, Überleben und Glauben miteinander verschmelzen.

Durchschreiten, hindurchschneiden, neu machen.

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Die Künstlerin ist außerdem zu sehen in der Ausstellung ›After Images‹, die am 11 SEP 2024 in der Julia Stoschek Foundation im Rahmen der Berlin Art Week eröffnet. 

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