Woran arbeiten Sie im Moment?
Christine Sun Kim: Ich kläre die neue Richtung für die neue Serie meiner Notationszeichnungen patriotischer Lieder. Meine letzte Serie kann man gerade als Teil der aktuellen Ausstellung ›Magical Soup‹ im Hamburger Bahnhof sehen.
Thomas Mader: Ich versuche herauszufinden, wie der Pink Panther in den NSU-Komplex passt.
Welcher Teil Ihrer Arbeit macht Ihnen am meisten Spaß, und welcher am wenigsten?
CK: Zu sehen, wie sich meine Ideen in Realität verwandeln, das ist am besten. Mit Organisator*innen zu arbeiten, die Barrierefreiheit nicht verstehen oder ihr keine Priorität einräumen, das macht mir so richtig Stress.
TM: Mir macht die Recherche zu Anfang am meisten Spaß. Ich mag es nicht so, Arbeiten, mit denen ich mich schon lange Zeit beschäftigt habe, den letzten Schliff zu geben. Das ist dann oft der Moment, wo ich dann nicht mehr viel Konzentration oder Geduld aufbringe, und dann fange ich an, Fehler zu machen.
Wer oder was hat Sie in Ihrer Arbeit beeinflusst?
CK: Wenn eine Sprache aufbricht. Da kommen die meisten meiner Ideen her.
TM: Emeli Theander, CK, Lars Fischer, Andi Fischer und Lucas Odahara sind die Art von Künstler*innen, die ich mehr sehen will und die ich inspirierend finde. Sie kommen alle nicht aus Familien mit Geld oder aus Kunstdynastien, und trotzdem ist es ihnen gelungen, wunderbare Praktiken aufzubauen.
Zu welchen Kunstwerken kehren Sie immer wieder zurück?
CK: Seit sie herausgekommen ist, muss ich an die Fernsehserie ›PEN15‹ denken. Ich stehe gerade total auf Fremdschäm-Comedy.
TM: Ho Tzu Nyens Arbeit ›2 or 3 Tigers‹ geht mir seit Jahren nicht aus dem Sinn. Sie ist einfach so gut gemacht, macht Spaß und ist unterhaltsam, aber auch herausfordernd, mehr kann man eigentlich nicht anstreben.
Was würden Sie machen, wenn Sie keine Künstler*innen wären?
CK: Vielleicht wäre ich Malerin für reißerische Angebote in Schaufenstern von Möbelhäusern oder Autohändlern. Ich glaube wirklich, ich kann sehr schnell schöne Buchstaben malen.
TM: Ich würde Blumen oder Gemüse verkaufen.
Wie sieht Ihr Arbeitsplatz oder Schreibtisch aus?
CK: Wegen unseres schwachen Wlans arbeite ich oft im Wohnzimmer in der Nähe des Routers.
TM: Gerade jetzt: ziemlich ordentlich. Aber ich hoffe, das ändert sich bald wieder.
Wo verbringen Sie am allerliebsten Zeit?
CK: Im Bett, Netflix schauen.
TM: Die Sauna ist der allerbeste Ort; wenn ich könnte, würde ich jeden zweiten Tag gehen. Wer mag keine Hitze und Nickerchen?
Welchen Raum würden Sie gerne irgendwann betreten?
CK: Einen Raum, wo ich nicht für meine Grundrechte kämpfen muss. Das ist so anstrengend.
TM: Ich würde sehr gern in meinem Leben noch eine vollkommen autofreie Stadt erleben.
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie allein sind?
CK: Auch im Bett Netflix schauen.
TM: Zeichentrickfilme schauen und essen.
Was bereichert ihr Alltagsleben?
CK: Kaffee und das Internet.
TM: Das Rennrad, mit dem mein Großvater gefahren ist.
Was lesen Sie im Moment?
CK: James Baldwins ›Another Country‹—so ergreifend, aktuell und relevant.
TM: Ich lese Iain Bordens ›Skateboarding and the City‹. Ich denke schon eine lange Zeit darüber nach, wie man Skateboardig in der Kunst einsetzen könnte, aber abgesehen von Wood & Harrisons ›Night and Day‹ ist mir nie ein Beispiel begegnet, das ich überzeugend fand.
Was war Ihre letzte Reise vor dem Lockdown? Die erste nach dem Lockdown?
CK: Vor dem Lockdown: eine Arbeitsreise in fünf Städte. Miami, Boston, Denton, New York und Toronto. Nach dem Lockdown: Kos und die Kalymnosinseln.
TM: Die letzte Reise war ein Familienbesuch in Kalifornien zu Weihnachten. Bei der ersten Reise danach haben wir unsere Tochter zu ihren Großeltern gebracht und Freunde in München besucht.
HAMBURGER BAHNHOF— MUSEUM FÜR GEGENWART— BERLIN
Magical Soup
6 SEP 2020—3 JAN 2021
TIMES ART CENTER
Readings from Below
10 SEP—12 DEZ 2020
STUDIO BERLIN
9 SEP bis zur Wiedereröffnung des Clubs