›Die Bücher‹, die Annette Kelm in ihrer gleichnamigen Ausstellung fotografiert hat, gehörten zu den rund 30.000 Büchern, die am 10. Mai 1933 von nationalsozialistischen Studierenden auf dem Berliner Opernplatz verbrannt wurden: Bücher wie Else Lasker-Schülers ›Hebräische Balladen‹, Oskar Maria Grafs ›Notizbuch des Provinzschriftstellers‹, Alfred Döblins ›Berlin Alexanderplatz‹, Stefan Zweigs Roman ›Der Flüchtling‹ oder auch Erich Kästners Kinderbuch ›Das verhexte Telefon‹. Gestochen scharf, in satten Farben, aber dezidiert sachlich bildet Kelm auf ihren Frontalansichten deren jeweilige Umschlagvorderseiten ab. Sie vermeidet dabei jede erzählerische Dimension und konzentriert sich auf die faktische Ebene. So treten zum einen die Mittel der damaligen Buchgestaltung, die sich bisweilen deutlich an diversen modernistischen Formensprachen orientierte, hervor. Zum anderen aber rückt die bewusste Zurückhaltung die Rolle der Fotografie bei Prozessen der Erinnerung in den Vordergrund: als Mittel zur Produktion von Zeichen und Bildern wie zu deren Vermittlung gleichermaßen. Wir zeigen eine Auswahl.
MUSEUM FRIEDER BURDA | SALON BERLIN
Annette Kelm. Die Bücher
12 MAY—24 OCT 2020
Sonderöffnungszeiten Berlin Art Week
9 SEP, 11—19 Uhr
10—13 SEP, 11—20 Uhr