Woran arbeiten Sie aktuell—und was reizt oder fordert Sie daran besonders?
Ich freue mich sehr, meine Performance zum ersten Mal bei Perform! in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zu präsentieren, kuratiert von Klaus Biesenbach (Direktor der Neuen Nationalgalerie), Lisa Botti und Gregor Quack. Ich freue mich besonders auf Joan Jonases ›Mirror Piece I & II‹. Apropos Spiegel: Ich beschäftige mich derzeit damit, wie Materialien—wie Glas und Spiegel—performativ wirken können, anstatt Performance auf den lebenden Körper zu beschränken.
Gleichzeitig bereite ich mich auf eine Gruppenausstellung bei Zilberman vor, die sich mit dem queeren Körper auseinandersetzt, kuratiert von Misal Adnan Yıldız. Parallel dazu recherchiere ich Identitätspolitik und ihre Verbindungen zur Kolonialgeschichte in Hongkong als Teil der Vorbereitungen für meine bevorstehende Einzelausstellung in der Blindspot Gallery und eine neue Präsentation für die Taipei Biennale, kuratiert von Sam Bardaouil und Till Fellrath, während ich mein aktuelles Désirée & Hans Michael Jebsen-Stipendium beim Asian Cultural Council in New York fortsetze.
Gibt es ein tägliches Ritual, das Ihnen Struktur oder Inspiration gibt?
Ich habe kein tägliches Ritual. Sich wiederholende Strukturen schränken meine Inspiration eher ein, aber eine offene Struktur schafft Potenzial und Unvorhersehbarkeit.
Welche Musik begleitet Sie, wenn Sie sich fokussieren oder in Ihr kreatives Schaffen zurückfinden möchten?
Ich singe. Manchmal höre ich während der Arbeit meine Gesangs-Playlist. Ich bin mir nicht sicher, ob mir das hilft, mich zu konzentrieren, aber es macht Spaß. Ich singe einige kantonesische Liebeslieder aus meiner Jugend, und wenn ich mich selbst langweile, wechsle ich zu Jazz.
Gab es ein Buch, das Ihre Sichtweise nachhaltig verändert hat—und warum würden Sie es weiterempfehlen?
Das ist eine schwierige Frage. Viele Bücher haben meine Sichtweise geprägt; es ist, als würden Krümel aus jedem Buch überraschenderweise zusammenkommen, um ein köstliches Brot zu formen. Ein Buch, das besonders hervorsticht, ist „Leben? Oder Theater?“ von Charlotte Salomon. Ich war tief bewegt von ihrem Werk, das Malerei, Text und Gesang vereint. Es zu erleben, fühlte sich an, als würde man einer Performance beiwohnen.
Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Kann mir jemand ›Die Mütter‹ von Käthe Kollwitz schenken? Ich liebe dieses Werk einfach. Ich habe mich 2022 bei einer Zusammenarbeit mit Inka Gressel und Susanne Weiß von der ifa-Galerie Berlin darauf bezogen. Bei meiner Performance während der Berlin Art Week habe ich Sänger*innen versammelt, und wir haben uns wie die Figuren in Kollwitz’ Werk umarmt, uns im Kreis gedreht und dabei Gesänge, Klagelieder und Wiegenlieder gesungen. Die Musik wurde von Dagmar Aigner dirigiert, die seit über zehn Jahren mit Trauernden in München arbeitet.
Welcher Ausstellungsort in Berlin inspiriert Sie?
Das ist eine schwierige Entscheidung; ich tendiere eher zu Werken von Künstlern. Ich denke dabei an ›One Year Performance 1980—1981 (Time Clock Piece)‹ von Tehching Hsieh, präsentiert von der Neuen Nationalgalerie.
Gibt es einen Gegenstand, der Sie begleitet und ein Stück Ihrer Identität widerspiegelt?
In meinem Skizzenbuch findet man manchmal Notizen, die ich mir mache, Kritzeleien, Zeichnungen oder Falten und Knicke, die entstehen, wenn ich Formen aus dem öffentlichen Raum festhalte, und einige Zahlen, die ich aufschreiben muss, damit mein Gehirn nicht überhitzt. All diese Dinge finden manchmal auf einem einzigen Blatt Papier Platz. Es ist niedlich zu sehen, wie mein Budgetplan neben meinen Notizen aus einem Fluxus-Vortrag steht.
Was motiviert Sie, auch in Momenten des Zweifelns weiterzumachen?
Diese Frage stelle ich mir ständig. Ich glaube, es ist immer noch die Überraschung, die Begeisterung und die emotionale Resonanz, die ich erlebe, wenn ich großartige Ideen entdecke und zum Leben erwecke. Das wird mir nie langweilig.
Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gern ein Gespräch führen—und worüber würden Sie sprechen?
Meinen Sie eine Persönlichkeit, die ich habe? Vielleicht die lustige. Ich lache sehr gern.
Worauf freuen Sie sich, wenn ein Arbeitstag zu Ende geht?
Bett? Eigentlich arbeite ich oft im Bett weiter an meinen Ideen. Am meisten freue ich mich vielleicht auf einen traumlosen Schlaf. Meine Träume sind wie Filme, manchmal spannender als die, die ich mir ansehe. Sie machen Spaß, aber sie helfen mir nicht, mich auszuruhen.