MIKEY Woodbridge

von 
MIKEY Woodbridge, Photo: Francesco Cascavilla

MIKEY Woodbridge zu Überkonsum von Kunst auf Social Media, dem Potential von Digital Assets und das kollektive Kümmern um Künstler*innen

Woran arbeiten Sie gerade?
Alles, woran ich arbeite, ist Teil eines größeren Kunstwerks des Lebens, das dazu beiträgt, eine Welt zu erschaffen, in der zu existieren es für eine ›Andere‹ wie mich auszuhalten ist. Meistens erschaffe ich etwas und weiß gar nicht, wofür ich es erschaffe. Erst in den letzten Jahren habe ich angefangen, dem zu vertrauen, was einmal ein einschüchternder Prozess war. Manchmal hat ein Kunstwerk erst viele Jahre später seinen Moment, wenn die richtige Gelegenheit da ist. Ich stelle mir vor, die Kunst schmort oder fermentiert.

Was lesen oder hören Sie gerade?
Ich versuche bei allem auf dem Laufenden zu bleiben, was in der Bewegung der digitalen Kunst der Kryptokunst-Kultur geschieht, da ich von deren Bedeutung überzeugt bin & den Auswirkungen, die das auf die Kunstwelt & und Künstler*innen wie mich hat. Diese Woche lese ich mit Vergnügen einige Aufsätze von Maxwell Cohen & dem Museum of CryptoArt über die Sammler*innen dieser Kunst.

Was braucht es für gute Kunstvermittlung?
Ich glaube, man muss bis zu einem gewissen Grad verstehen, was Kunst ist, um Kunst wertzuschätzen & beim Aufbau einer Kultur mitzuwirken, in der Kunst wertgeschätzt wird. & ich denke, ein Großteil der Menschheit ist noch nicht zu diesem Bewusstsein zurückgekehrt. Dies vermischt mit einem kostenlosen Hyper-Konsum von Kunst, mit Apps wie Instagram und TikTok, lässt die Kultur hinsichtlich der Wertschätzung von Kunst und Künstler*innen rückwärts gehen.

Was im Moment ganz aktuell innerhalb der digitalen Kultur und der Kryptokunstkultur geschieht mit NFTs und Blockchains, mit denen ein neues Paradigma geschaffen wird, wo kulturelle Währung ein funktionales Tauschmittel sein kann. Kunst zu sammeln wird ein Weg, um sich selbst zu bilden & und den Wert der Kunst & die Bedeutung eine*r Künstler*in zu verstehen. Die Relevanz hängt davon ab, dass Menschen jeden Tag kommen & und am Aufbau einer neuen Kultur mitarbeiten, wo Künstler*innen für ihre Beiträge entlohnt werden. Wenn wir uns kollektiv besser um die Künstler*innen um uns herum kümmern würden, damit sie nicht leiden müssten, um Kunst & Schönheit in die Welt zu bringen, dann, denke ich, würden Bildung & Vermittlung durch Kunst organisch erblühen. & dies geschieht bereits in der Kultur der Kryptokunst, aber es ist ein langer Weg, bis dies auch in der traditionellen Kunstwelt ankommt.

Haben Sie ein Lieblingsgebäude?
Das Bauen der Welt. Ich liebe auch Tempel und Portalräume. In Berlin ist das Berghain mein Lieblingsportalraum.

Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen?
Absolut niemanden! Es macht mir so viel Freude, mich selbst durch das Kunstproduzieren kennenzulernen. Es macht mir so viel Vergnügen & Spaß & ich bin sehr zufrieden. Aber je mehr Kunst ich in die Welt hinausschicke, desto mehr Menschen wollen mich scheinbar kennenlernen. Ich versuche, diese Momente mit offenen Armen willkommen zu heißen & ich liebe es, Menschen kennenzulernen, die sich von meiner Musik oder meinen Performances angesprochen und berührt fühlen & sie mir von davon erzählen oder von ihren Erinnerungen, was sie gefühlt haben & und wie es sie auf eine tiefgreifende Art und Weise bewegt hat. Ich bin immer sehr bewegt & berührt davon & von diesen Menschen. Ich versuche, den Menschen so weit wie nur möglich das Gefühl zu geben, gesehen zu werden, weil ich weiß, wie viel Bedeutung das ihrem Leben bringen kann. Als Künstler*in sehe ich mich als die Augen des Anderen & es ist die Andersheit in ihnen selbst, individuell, zu der die Menschen eine Verbindung aufnehmen wollen. Ich verstehe also, welchen Reiz es für Menschen hat, Künstler*innen nah zu sein. Außerdem glaube ich, wir lernen alle kennen, die wir kennenlernen sollen, wenn die Zeit reif ist & alles passt.

Haben Sie ein tägliches Ritual?
Der Tag ist das Ritual. Allerdings bin ich eher ein Nachtmensch.

Welcher Gegenstand darf nicht fehlen?
Digital Assets. & ich muss sie nicht mit mir herumtragen, denn sie existieren digital.

Was ist Nachhaltigkeit für Sie?
Mehr Digital Assets. & was die Kunst angeht, es nicht den aktuellen Systemen erlauben, meinen Erfolg oder meinen Wert als Künstler*in zu bestimmen.

Was wünschen Sie sich für Berlins Kunst- und Kulturlandschaft?
Ich finde, Berlin sieht so viel schlechte oder mittelmäßige Kunst, weil man einfach einen Finanzierungsantrag stellen kann & die richtigen Kästchen ankreuzen. Es ist ermüdend & niemand will eine schlechte Show besuchen & stundenlang seine Zeit verschwenden. Ich will, dass großartige Künstler*innen mit Talent & einer Vision unterstützt & gefördert werden, die eine starke künstlerische Stimme haben. Meistens ist das nicht der Fall. Lasst uns Künstler*innen unterstützen, die uns etwas spüren lassen, und eine finanzielle Unterstützung nicht danach entscheiden, ob ihre Finanzierungsanträge den Agenden der Institutionen entsprechen. Ich würde gern Talent-Scouts sehen, die ihre Arbeit machen. Ansonsten denke ich, dass das Sammeln von Kunst sehr wichtig ist & wir mehr davon brauchen. Deshalb mag ich Digital Assets, man kann die Arbeit eine*r Künstler*in durch immaterielle Tokens sammeln, die als ein Gefäß von Bedeutung fungieren, was den Künstler*innen signalisiert, dass man wertschätzt, was sie in die Welt bringen & man mehr davon sehen will. & man muss sich nicht auf ein physische Arbeit festlegen oder sich Sorgen machen, wo man sie aufhebt und wie man sie transportiert. & und auch das ist für mich Nachhaltigkeit.

Was machen Sie nach getaner Arbeit?
Ich fange an zu arbeiten.

 

 

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