Nora Turato

von 
© Nora Turato / Foto: El Hardwick

Ein Spaziergang mit den Hunden: Wie Performance-Künstlerin Nora Turato ihre Ideen findet.

Woran arbeiten Sie aktuell—und was reizt oder fordert Sie daran besonders?
Ich über- und bearbeite gerade meine Performance ›pool7. Ich habe sie im Juni in London aufgeführt und werde sie Ende August erneut in Amsterdam aufführen. Außerdem werde ich sie im September in Wien und im Oktober in Berlin aufführen. Zwischen jeder Aufführung arbeite ich weiter daran. Performance ist lebendig und niemals ein fertiges, feststehendes Gebilde, was ich gleichzeitig sehr herausfordernd und sehr anregend finde. Keine Aufführung gleicht der anderen, alles verändert sich ständig und ist in Bewegung, sodass ich nicht einfach sagen kann: Das ist es.

Gibt es ein tägliches Ritual, das Ihnen Struktur oder Inspiration gibt?
Ich gehe dreimal am Tag mit Hunden spazieren. Diese Spaziergänge sind mir sehr wichtig. Die meisten meiner Ideen kommen mir genau dabei. Die Ideen fallen mir einfach zu während ich spazierengehe.  Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Ideen da draußen im Raum schweben und ich sie einfach aufgreife, indem ich durch sie hindurchgehe. Es würde mich nicht überraschen, wenn das tatsächlich so wäre…

Welche Musik begleitet Sie, wenn Sie sich fokussieren oder in Ihr kreatives Schaffen zurückfinden möchten?
Ich höre keine Musik, um mich zu konzentrieren oder mich auf meinem kreativen Prozess einzustimmen. Ich finde Musik sehr, sehr ablenkend.

Gab es ein Buch, das Ihre Sichtweise nachhaltig verändert hat—und warum würden Sie es weiterempfehlen?
Ich erinnere mich an einen Sommer vor langer Zeit, als iPhones gerade auf den Markt kamen. Ich habe die Kindle-App heruntergeladen und Infinite Jest auf meinem Handy gelesen. Ich glaube, ich wollte damit etwas beweisen, ich fand es einfach witzig. Ich erinnere mich, dass es sehr warm war, ich war im Süden Kroatiens, lag auf einem kalten Steinboden und las auf meinem Handy. Seitdem lese ich so… liege auf dem Boden und lese auf meinem Handy.

Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Ich weiß nicht, alle Kunstwerke, die ich in meinem Haus habe, sind auf seltsame, magische Weise zu mir gekommen, und ich hoffe einfach, dass das so bleibt. Das ist es, was ich mir wünsche. Einen überraschenden Austausch mit einem*einer Künstlerkolleg*in und Ähnlichem. Ich habe keine Lust, hinauszugehen und nach etwas zu suchen. Das finde ich stressig. Ich möchte, dass die Kunst mich findet, mich überrascht, mir etwas zeigt, mich verändert.

Welcher Ausstellungsort in Berlin inspiriert Sie?
Uff, ich weiß nicht … Als ich gerade als Künstlerin angefangen habe, hatte ich diese sehr unangenehme Erfahrung bei einer Performance in Berlin, und ich glaube, seitdem habe ich Angst vor Berlin und seinen Ausstellungsorten. Ich hoffe, dass ich das eines Tages überwinden kann.

Gibt es einen Gegenstand, der Sie begleitet und ein Stück Ihrer Identität widerspiegelt?
Ich versuche, mich nicht mit Gegenständen zu identifizieren, die ich bei mir trage oder besitze. Meiner Meinung nach ist das eine schreckliche Idee.

Was motiviert Sie, auch in Momenten des Zweifelns weiterzumachen?
Manchmal hält mich nichts mehr aufrecht, und ich lege mich einfach auf den Boden und höre auf zu gehen. Ich akzeptiere, dass es vielleicht so ist. Ich gehe nicht mehr weiter. Und dann treibt mich irgendwie etwas dazu, aufzustehen, und ich gehe wieder weiter. Es ist sehr seltsam.

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gern ein Gespräch führen—und worüber würden Sie sprechen?
Ich würde gerne mit meiner Mutter sprechen, aber irgendwo im Jahr 1991, als ich geboren wurde. Ich würde gerne erfahren, welche Ängste sie damals hatte.

Worauf freuen Sie sich, wenn ein Arbeitstag zu Ende geht?
Ich freue mich darauf, mit meinem Mann und meinen Hunden zusammen zu sein, auf dem Boden zu liegen, ein Buch zu lesen, etwas zu kochen, etwas zu essen, vielleicht Klavier zu spielen, vielleicht Duolingo zu machen, mit den Hunden spazieren zu gehen, vielleicht einen Film anzuschauen, vielleicht Sex zu haben. Ganz einfache Dinge. Ich liebe ganz einfache Dinge sehr.

 

 

 

DAZU PASSENDE TERMINE

DAS KÖNNTE IHNEN AUCH GEFALLEN