Philipp Haverkampf und Carolin Leistenschneider

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Philipp Haverkampf und Carolin Leistenschneider, Foto: Frédéric Schwilden

Philipp Haverkampf und Carolin Leistenschneider über Nachhaltigkeit im Galeriebetrieb, die Faszination für Myzelien und eine Begegnung mit Jeanne Mammen

Woran arbeiten Sie gerade?
Die Herbstsaison hält einiges für uns bereit: neben der nächsten Ausstellung mit EJ Hauser stehen Messen in Kopenhagen (Enter), Wien (Vienna Contemporary) und unser Debüt auf der Art Cologne an. Dazu begleiten wir die kommenden Ausstellungen von Katherine Bradford in der Hall Foundation in Derneburg und der Kunsthalle Nürnberg.

Was lesen oder hören Sie gerade?
Wir haben beide gerade ›Verwobenes Leben. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen‹ von Merlin Sheldrake gelesen. Im wahrsten Sinne des Wortes verändert das Buch den Blick auf die Welt. Unsichtbar spielt sich das meiste im Untergrund ab, wo mikroskopische dünne Fäden ein äußerst kompliziertes Netzwerk bilden. Es ist faszinierend, was Pilze alles bewirken und wie sie miteinander kommunizieren können.

Was braucht es für gute Kunstvermittlung?
Begeisterung für das, was man vermitteln möchte. Ohne selbst für etwas zu brennen, kann man das Gezeigte auch nur bedingt gut vermitteln.

Haben Sie ein Lieblingsgebäude?
Der Schinkelpavillon ist ein Lieblingsgebäude. Zwischen der Friedrichwerderschen Kirche und der ehemaligen Bauakademie von Schinkel liegt er etwas versteckt mitten im Zentrum von Berlin, im Park des Kronprinzenpalais. Der verglaste, achteckige Pavillon des Architekten Richard Paulick zeigt seit 2007 als Kunstverein spannende zeitgenössische Ausstellungen und Positionen, die auf die Besonderheit dieses Ortes eingehen.

Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen?
Jeanne Mammen im Berlin der 1920er Jahre wäre eine schöne Begegnung.

Haben Sie ein tägliches Ritual?
PH: Mit dem Hund spazieren gehen.

Welcher Gegenstand darf nicht fehlen?
CL: Das Fahrrad. Die Wege zwischen Schule, Kita, Galerie etc. lassen sich zeitlich so am schnellsten schaffen. Außerdem hilft die Bewegung und frische Luft dabei, abends auf dem Heimweg von Charlottenburg nach Kreuzberg den Kopf freizukriegen.

Was ist Nachhaltigkeit für Sie?
Für uns ist es sehr wichtig, nachhaltig zu arbeiten. Seit der Zusammenarbeit mit der Gallery Climate Coalition 2020 und der Gründung unserer Berliner Untergruppe, die nun auch als Verein eingetragen ist, erstellen wir jedes Jahr einen CO2-Report und schauen, wo sich Veränderungen am besten niederschlagen und noch weiter justieren lassen. Im Dezember letztes Jahr haben wir den ersten Platz beim Galleries for Future-Wettbewerb belegt, worüber wir uns sehr gefreut haben.

Was wünschen Sie sich für Berlins Kunst- und Kulturlandschaft?
Optimismus und positive Energie. Und dass die Produktionsbedingungen für Künstler*innen in der Stadt attraktiv bleiben.

Was machen Sie nach getaner Arbeit?
Nach Hause radeln, wo das Familienleben ruft. Oft flitzt man aber noch bei der ein oder anderen Ausstellungseröffnung vorbei oder trifft sich auf einen Feierabend-Drink mit Kolleg*innen.