Woran arbeiten Sie gerade?
Ich arbeite an meiner bevorstehenden Einzelausstellung im PalaisPopulaire im September, im Rahmen der Auszeichnung ›Künstlerin des Jahres 2024‹ der Deutschen Bank. Die Ausstellung ›Borrowed Light‹, meine erste Einzelausstellung in Deutschland, ist eine Erkundung der tief verwobenen Beziehung zwischen Ort, Beobachter*in und Himmel. Sie enthüllt Arbeiten, die von meiner zwei Jahrzehnte währenden Auseinandersetzung mit der Astronomie geprägt sind. ›Borrowed Light‹, ein Begriff aus der Architektur, bedeutet reflektiertes Licht oder Licht, das von einem angrenzenden Raum ›geliehen‹ wird, um einen ansonsten dunklen Raum oder Durchgang zu erhellen. ›Borrowed Light‹ spricht für mich die Erfahrung aller an, die zum Himmel und zu den Sternen aufblicken. Zu den Arbeiten gehört meine neue Vier-Kanal-Videoinstallation ›One Hundred Thousand Suns‹, die die Geometrie von Erde, Mond und Sonne, sowie Verbindungen zwischen Ereignis und Ort ins Gespräch bringt.
Haben Sie ein tägliches Ritual?
Ich versuche, jeden Tag zwischen 9 und 9.30 Uhr mit der Arbeit im Studio zu beginnen. Ich bin morgens am produktivsten, also versuche ich, die Arbeit zu erledigen, die meine Aufmerksamkeit am meisten fordert, sei es Bearbeiten, Recherchieren, Schreiben oder Zeichnen. Manchmal arbeite ich abends, aber ich bin selten so produktiv wie morgens.
Was hören Sie beim Arbeiten?
Es hängt davon ab, woran ich arbeite. Zu Recherche und Schreiben passen am besten Instrumentalmusik. Einige Favoriten sind der Soundtrack von ›Stolz und Vorurteil‹ von Jean-Yves Thibaudet, Alexandre Desplat, Pandit Shiv Kumar Sharma, ›The Planets‹ von Gustav Holst, Maurice Ravel, Claude Debussy, und viele mehr. Wenn meine Arbeit besondere Aufmerksamkeit erfordert, tauche ich in die Hörbücher der Dune–Trilogie von Frank Herbert ein, gelesen von Scott Brick. Wenn ich an größeren ortsspezifischen Zeichnungen arbeite, dann höre ich eher Dance, Electronic oder House.
Welches Buch verschenken Sie am liebsten?
Diese Frage kann ich unmöglich beantworten! Das hängt von der Person ab.
Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Jedes Werk aus der Serie ›Sky Fold‹ von Neha Choksi oder ›Letter‹ von Amar Kanwar. Sonst alles von Kiki Smith und Zarina Hashmi.
Ihr Lieblingsausstellungsort in Berlin?
Ich war 2016 das letzte Mal in Berlin, es ist also schon eine Weile her! Mir haben damals die Arbeiten im Hamburger Bahnhof, HKW und in der Schering Stiftung gefallen.
Auf welches Accessoire oder welchen Gegenstand können Sie nicht verzichten?
Mein Handy und meine Lesebrille.
Was treibt Sie an?
Das Gefühl des Staunens und der Neugierde. Und Kaffee!
Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen?
Tot oder noch unter uns? Im ersten Fall wäre es C.V. Raman, der eine einfache, aber tiefgründige Frage stellte: ›Warum ist das Meer blau?‹. Er war der erste indische und erste nicht-weiße Wissenschaftler, der den Nobelpreis für Physik (1930) für seine Arbeiten über die Streuung des Lichts erhielt. Der Autor Carl Sagan und der Schauspieler Leonard Nimoy (alias Spock aus ›Star Trek‹), deren Bücher und Fernsehserien einer ganzen Generation von Kindern weltweit eine Leidenschaft für den Weltraum und die Sterne vermittelten. Octavia Butler und Ursula K. Le Guin für Ihre außergewöhnlichen Visionen einer komplizierteren und verflochtenen Welt. Wenn die Person noch unter uns sein soll: Shah Rukh Khan, Neil deGrasse Tyson, RuPaul, Suga/Agust D, die Besetzung von ›House of the Dragon‹.
Worauf freuen Sie sich nach getaner Arbeit?
Am Ende eines jeden Arbeitstages freue ich mich darauf, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, zu essen, Musik zu machen, oder mir etwas Spannendes anzuschauen. Wenn es um das Ende eines Projektes geht: Ich arbeite meistens an mehreren Dingen gleichzeitig, wenn ich also mit einem Projekt fertig bin, nehme ich mir eine Auszeit und tauche dann in das nächste ein.