2010 vergab die Deutsche Bank zum ersten Mal einen Preis an den oder die ›Artist of the Year‹. Damals gewann die Künstlerin Wangechi Mutu die Auszeichnung. Mutu zeigte ihre ausgefeilten Collagen in den zu diesem Zeitpunkt noch gemeinsam mit der Solomon R. Guggenheim Foundation betriebenen Räumen der Deutschen Bank in Berlin. Die Kooperation mag inzwischen Geschichte sein, der Name der Räume längst ein anderer, nämlich Palais Populaire. Das Engagement der Deutschen Bank für den künstlerischen Nachwuchs aber ist geblieben, ebenso die Auszeichnung ›Artist of the Year‹.
Mehr noch: Dieses Jahr werden zum ersten Mal gleich drei junge Künstler*innen parallel ausgezeichnet. Sie alle werden ihre Werke in einer gemeinsamen Ausstellung in Berlin zeigen. Und so unterschiedlich ihre Arbeitsweisen sein mögen, aus so verschiedenen Ecken der Welt sie auch kommen mögen, so verbindet sie dieses Jahr eines: Sie alle sind eher über Umwege im klassisch (westlichen) Betrieb zeitgenössischer Kunst gelandet.
Da wäre Conny Maier, die zunächst einmal in der Mode reüssierte, bevor sie auf die Malerei umsattelte. Inzwischen gehört Maier, die zwischen Berlin und Portugal pendelt, mit ihren grotesken Darstellungen menschlicher Figuren mit aufgerissenen Augen und runden Mündern zu den Shooting Stars des gegenwärtigen Malereidiskurses. Inhaltlich widmet sie sich immer wieder dem Verhältnis von Mensch und Natur.
Auch Maxwell Alexandre, der zweite ›Artist of the Year‹, setzt neben Installationen auf das vermeintlich klassischste aller Kunstgenres, die Malerei. Als Malgrund verwendet er dabei oft nicht die klassische Leinwand, sondern braunes Papier oder andere Materialien. Aufgewachsen in den Favelas von Rio de Janeiro, wo er nach wie vor sein Studio betreibt, adressiert Alexandre in seinen Gemälden häufig die Situation und die Probleme der Schwarzen Bevölkerung in Brasilien. So zeigt er in seinen tableauartigen Werken immer wieder direkt und schonungslos Szenen von Gewalt und Polizeiwillkür.
Das Werk von Zhang Xu Zhan, des letzten der drei ausgezeichneten Künstler*innen, zeichnet sich durch eine einmalige Verbindung von Papiertechniken, Stop-Motion, digitalen Technologien, Skulptur sowie Installation aus. Seit mehreren Generationen stellt die Familie des Künstlers Papier her und fertigt Papierskulpturen für Feste und religiöse Riten in Taiwan. Zhang Xu Zhan erzählt mit den von ihm gefertigten Tiergestalten aus Papier dagegen Fantasiegeschichten und entwirft Narrative, die sich mit Volksmärchen und Tierfabeln genauso auseinandersetzen wie mit taiwanesischen Traditionen. Inhaltlich wie formal gelingt ihm dabei zweierlei: Anzuknüpfen ans Althergebrachte und Etablierte—und es so zu übersetzen, dass es Bedeutung für Gegenwart und Zukunft beanspruchen kann.
PALAISPOPULAIRE
›Artist of the Year‹ 2021
16 SEP 2021—7 FEB 2022
Eröffnung 15 SEP, 11—21 Uhr