TAKE IT DIGITAL. Part 4

von 
Foto: Loló Bonfanti
Osías Yanov, Coreografías de Sal, 2019, Performance und Installation, Faena Art, Buenos Aires

Kunst von der Couch erleben: Berlinische Galerie goes Digital, Video Art Festival zum Live-Streamen und 11. Berlin Biennale jetzt auf Instagram

Podcasts, Tutorials und Zirkeltraining der Berlinischen Galerie

Die Berlinische Galerie hat in den vergangenen Wochen ein umfassendes digitales Angebot erstellt: Führungen via Instagram-Live, Videokunst im virtuellen IBB-Videoraum, Tutorials für Kinder ab 6 Jahren vom Team Atelier Bunter Jakob, Rundgänge durch die Ausstellungen in DGS (Deutscher Gebärdensprache) und mit Untertiteln, Impulsvorträge zu Ausstellungen im Zirkeltraining:Kunst sowie einen Podcast, in dem Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, im Dialog mit verschiedenen Gesprächspartner ist. Das und vieles mehr gibt es hier.

Berlin Video Art Festival der Berlinischen Galerie und Videoart at Midnight

Das dreitägige Berlin Video Art Festival präsentiert die Berlinische Galerie gemeinsam mit Videoart at Midnight vom 24—26 April 2020: 15 Videoarbeiten von 10 internationalen Künstler*innen, die seit 2010 Teil des Videoart at Midnight Programms im Berliner Kino Babylon waren. Während des Festivals werden die Videos auf der Website der Berlinischen Galerie präsentiert. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Monira al Qadiri, Filipa César, Antje Majewski, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Shingo Yoshida, Shahram Entekhabi und Hiwa K. Die gesamte Auswahl der künstlerischen Arbeiten kann während des Festivals in zwei Teilen angesehen werden: Part I (ab 20 Uhr bis 22 Uhr) und Part II (22 Uhr bis Mitternacht). Das gesamte Programm zum Download gibt es hier.

Shahram Entekhabi, Breakfast with Dinosaurs, 2008, Full HD, video still. Courtesy the artist
Shahram Entekhabi, Breakfast with Dinosaurs, 2008, Full HD, video still. Courtesy the artist

Pauline Boudry / Renate Lorenz, Installation with HD, 7 min, 2016, Performance: Aérea Negrot
Pauline Boudry / Renate Lorenz, Installation with HD, 7 min, 2016, Performance: Aérea Negrot

11. Berlin Biennale auf Instagram und in der Mediathek

Eine Verschiebung der 11. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst scheint aktuell unvermeidlich, dazu prüfen die Macher*innen derzeit Optionen für neue Termine, gemeinsam auch mit den geplanten Ausstellungsorten, weitere Informationen hierzu werden folgen. Im Digitalen geht es aber erstmal weiter und dort haben sich zum Beispiel bereits verschiedene Arten des Erzählens, der Solidarität und des Widerstands entwickelt. In flüchtige geografien (20—26 APR auf Instagram) befasst sich der politische Geograf Sinthujan Varatharajah in einem poetischen Strom von Bildern und Texten mit Vertreibungen, Staatenlosigkeit und räumlichen Ungleichheiten, insbesondere im Kontext der Erfahrungen der eelam-tamilischen Bevölkerung. In Jornadas de Sal entre Cucharas (Tage aus Salz, zwischen Löffeln) (29 APR—5 MAI 2020 auf Instagram) lädt Osías Yanov in einem digitalen Beitrag aus Bildern und Texten dazu ein, in sein Werk und seine Praxis einzutauchen. An sieben Tagen öffnet er sein Archiv, zitiert aus Essays und gewährt Einblicke in bisherige Erkundungen und Erfahrungen.

Und in Zeiten der Abgeschiedenheit kehrt die 11. Berlin Biennale noch einmal zurück zu den Geschichten, die ihre Gäste seit Herbst 2019 mit ihnen geteilt haben. Die Performance der Dichterin und Künstlerin Cecilia Vicuña, Sol-y-dar-y-dad (Geben und Sonne spenden), in Worten und Liedern über Solidarität, war der Beginn der Reise am 20. September 2019, dem Tag des bisher größten internationalen Klimastreiks. Damals fragte sie, wie Menschen einander halten und stützen können, wenn sie verletzlich sind.

Jetzt können wir noch einmal zuhören und fragen, wie kollektive Solidarität aussehen kann – in einer Ära, die für einige Abschottung bedeutet und für andere, nämlich jene, die am verwundbarsten sind, Ausgesetztsein. Diese und andere Audio-, Video- und Bilddokumentationen sind in der Mediathek zu finden.

Kuratorin Renata Cervetto findet folgende Worte zu Osías Yanov: „In der gegenwärtigen Situation offenbart dieser Beitrag eine völlig neue Bedeutung in Osías Yanovs Werk. Jetzt scheint es ein utopisches Zukunftsszenario zu beschreiben, in dem sich Menschen wieder begegnen und neue Beziehungen miteinander eingehen. Wie vermissen wir die menschliche Berührung, die Nähe zueinander; wie groß ist der Wunsch, zu diesem Zustand zurückzukehren. Doch wie werden wir uns nach Monaten der Isolation wiederfinden? Was werden die Szenen, die Osías Yanov beschreibt, nächstes Jahr in unserer Welt bedeuten? Die Berührung scheint mir auch eine Möglichkeit zu sein, sich zu erden, sich mit sich selbst zu verbinden. Das Loslösen der Körper voneinander und die völlige Ungewissheit führen bei mir zu dem Gefühl, in einer Achterbahn zu sitzen: Das Herz schlägt schneller und die Angst hört nicht auf. Es ist so, als sei dies die neue Art des Seins, bis wir schließlich die Füße wieder auf dem Boden haben.“

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