20 Jahre Wentrup

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Zur diesjährigen Berlin Art Week feiert die Galerie Wentrup ihr Jubiläum. Tina und Jan Wentrup teilen schöne Momente der letzten zwei Jahrzehnte—in 22 Bildern.

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Mit diesen Räumen in der Choriner 3 Straße fing im September 2004 alles an. Den ehemaligen Pferdestall haben wir selbst umgebaut, von der Verkleidung der Backsteinwände mit Rigips bis zum Verlegen des Fußbodens. Als die ersten Interessenten aus dem Grunewald kamen, sagten viele, so weit im Osten seien sie noch nie gewesen. Dabei waren wir in Berlin-Mitte und die Mauer bereits vor 15 Jahren gefallen.

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Das Foto wurde 2007 aufgenommen. Wir sind kurz zuvor nach Charlottenburg gezogen und haben anlässlich der damaligen Berliner Kunstmesse Art Forum mit unseren Freunden und Nachbarn Manuela Alexejew und Carlos Brandl eine Party gegeben, die sich über beide Wohnungen zog. Im Bild unterhalte ich (Tina) mich mit Jonas Storsve, Kurator am Centre Pompidou. Mit Jonas verbindet uns seit den Anfängen der Galerie eine Freundschaft.

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2008 hatten wir unseren ersten Auftritt auf der Art Basel mit einem Statement von Gregor Hildebrandt. Auf dem Foto sieht man Gregor, Tina und seinen langjährigen Assistenten und Mitarbeiter Johannes (Mitte), wie alle einen Vorhang aus Videotapebändern kleben. Der Fußboden bestand aus in Acrylharz gegossenen Kassetten, und es gab ein tonnenschweres Bild aus einer Granitplatte. Der ganze Stand war eine Installation, und wir haben ihn auch als solches angeboten, ohne damit zu rechnen, dass irgendjemand das kauft. Hat aber geklappt.

 

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2008 sind wir auch mit der Galerie ans Tempelhofer Ufer in eine ehemalige Fabrik für Damenröcke gezogen. Da wir unbedingt zum Gallery Weekend im Mai eröffnen wollten, haben wir die Galerie dank unserer Freunde Ansgar Schmidt und Henning Ziepke vom Architekturbüro S1 in Rekordzeit umgebaut. Als junger Hund lag Jasper immer neben dem Schreibtisch, aber nie länger als höchstens 20 Minuten.

 

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Hicham Berrada ist seit 2015 Teil des Galerieprogramms. Seine Installationen sind raumgreifend, performativ und wie hier zu sehen manchmal auch olfaktorisch. Der Duft des Jasmins zusammen mit der Filminstallation hat die Besucher in eine andere Welt tauchen lassen, die Wissenschaft, Chemie und Kunst auf eine sinnlich erfahrbare Weise zusammenbringt. Ende September eröffnet Hicham eine umfassende museale Einzelausstellung in der Galerie Stadt Sindelfingen.

 

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Mit René Block und Olaf Metzel bei dessen Eröffnung im Neues Museum Nürnberg 2015. René hatte Olaf bereits 1984 in den Berliner Ausstellungsräumen des daad, dessen Leiter er damals war, ausgestellt. Ich (Jan) habe Olaf 1997 bei den Skulptur Projekten in Münster, kennengelernt, wo ich neben meinem Studium der Kunstgeschichte als Dauerpraktikant für Kasper König im Einsatz war.

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Karl Haendel, der bei John Baldessari in Los Angeles studiert hat und in seinen hyperrealistischen Zeichnungen die Bildrealitäten unserer Gegenwart hinterfragt, war einer der ersten amerikanischen Künstler in unserem Programm. Die aufwendige und visuell wie räumlich beeindruckende Ausstellung haben wir 2016 gezeigt. Für die bühnenartige Neuordnung der Galerieräume mussten wir u.a. hunderte Kilos grüner Linsen, brauner Bohnen und gelben Cous Cous kaufen.

 

 

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2017 war Nevin Aladag zeitgleich auf der Venedig Biennale und der documenta 14 unter der Leitung von Adam Szymczyk vertreten. Das Foto zeigt ihre Installation der in Athen entstandenen Musikmöbel, die auch vor Ort performt wurden. Die Musikmöbel gehören heute zu den wichtigsten Arbeiten im Werk von Nevin und wurden seitdem in vielen internationalen Ausstellungen gezeigt und sind Teil verschiedener Museumssammlungen.

 

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Unsere jetzige Galerie in Charlottenburg in der Knesebeckstraße 95. Das Gebäude wurde in den 1930er Jahren von der Post errichtet und diente als Paketannahmestelle. Wir haben bei der Renovierung weitestgehend versucht, die Historie des Ortes und viele Details wie z.B. den ursprünglichen Kachelboden zu erhalten. Den White Cube als sterilen Raum finden wir mittlerweile langweilig. Uns interessiert die Auseinandersetzung mit besonderer Architektur. Nachdem wir bisher immer in Hinterhöfen ansässig waren, sind wir nun erstmalig vorne auf der Straße. Durch das große Fenster kann man sich unsere Ausstellungen auch außerhalb der Öffnungszeiten anschauen, das Licht wird erst um 23 Uhr mittels Zeitschaltuhr gelöscht.

 

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Was wäre eine Galerie ohne ihre Sammler? Einen großen Unterstützer haben wir dabei in Martin Margulies aus Miami gefunden, der ganz früh Künstler aus unserem Programm erworben hat, darunter eine Sporthalle füllende Installation von Olaf Metzel. Marty, wie er von allen genannt wird, ist ein Sammler alter Schule, von denen es leider immer weniger gibt: belesen, neugierig, unabhängig. Immer interessiert am Austausch und am Dialog mit jüngeren KünstlerInnen. Hier unterhält er sich mit Mary Ramsden.

 

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Ein Dinner vor zwei Jahren, stellvertretend für so viele gemeinsame Essen, die man mit seinen KünstlerInnen hat. Auf dem Foto sieht man Nevin Aladag, Karl Haendel und David Renggli, die anderen waren wohl gerade rauchen.

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Seit vielen Jahren endet das Galeriejahr für uns im Dezember in Miami mit der Art Basel. Tagsüber verbringt man die meiste Zeit in überklimatisierten Messehallen, aber morgens und abends bleiben immer noch kurze Momente am Strand, so wie hier mit Gregor Hildebrandt.

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Unsere Galerie am Feenteich in Hamburg war ein nahezu magischer Ort für Dialoge, Ausstellungen und Partys. Für zwei Jahre hatten wir die Gelegenheit, dieses schöne Haus am Wasser zu bespielen und viele neue Freundschaften zu schließen.

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Am Ende einer Nacht mit Mary Ramsden, Britta Thie und Jenny Brosinski.

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Ursprünglich vom Theater kommend hat es mich (Tina) immer fasziniert, wenn KünstlerInnen einen Raum »fassen« können. Sophie von Hellermanns Art, ganze Welten von Geschichten auf Wänden und Decken entstehen zu lassen, ist beeindruckend, gerade weil sie mit Leichtigkeit und gleichzeitiger Präzision den Pinsel führt. Parallel zur Berlin Art Week kann man übrigens eine neue Wandmalerei von Sophie im Brücke Museum im Grunewald sehen.

 

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Alya Sebti (Direktorin der ifa-Galerie Berlin und Co-Kuratorin der Sao Paulo Biennale 2025) ist nicht nur eine wunderbare Kuratorin, sondern auch eine Freundin. Ich liebe den Austausch mit ihr über künstlerische Positionen. Messen sind ja oftmals „angespannte Momente“ im Kunstbetrieb, aber mit ihr und unser Künstlerin Phoebe Boswell hatte ich eine grandiose Zeit auf der Art Basel 2023.

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Als Kunststudent in New York war John McAllister Nachtwächter im Metropolitan Museum, wo er jede Nacht die post-impressionistischen Landschaftsbilder von Pierre Bonnard und Henri Matisse studiert hat. In Los Angeles hat John daraus dann eine ganz eigene Form der Landschaftsmalerei in psychedelischen Farben entwickelt. Heute lebt er in einem kleinen Ort in Massachusetts und arbeitet in einem Atelier mitten im Wald. In Vorbereitungen seiner Ausstellung in Berlin haben wir mit John einmal den Grunewald durchquert, wo der Indian Summer allerdings nicht ganz so farbenreich war wie im Osten der USA.

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Das Foto zeigt mich (Tina) mit dem kürzlich verstorbenen Kurator + Galerist Caryl Ivrisse Crochemar aus Martinique in der Ausstellung von Marion Verboom. Mich verbinden mehr als 20 Jahre Freundschaft, ehrliche und direkte Diskussionen über Kunst und Gesellschaft, Momente an vielen Orten dieser Welt, menschliche Wärme und Lachen mit ihm.

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»Anpacken« ist Grundvoraussetzung, um in einer Galerie zu arbeiten, so wie hier beim Aufbau unserer letzten Ausstellung mit Gerold Miller, wo das gesamte Team einbezogen wurde.

 

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Einer meiner (Tina) liebsten Momente sind Gespräche in Bewegung, hier mit dem Künstler Jan-Ole Schiemann kurz vor seiner Ausstellungseröffnung in der Galerie.

 

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»David Renggli uses unexpected materials to create his humorous and poetic work«, sagt ChatGPT. Stimmt!

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Im April dieses Jahres haben wir unsere erste Auslandsdependance in Venedig eröffnet, unsere bisher schönste Galerie in den ehemaligen Atelierräumen der italienischen Modedesignerin Roberta di Camerino.

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