kennedy+swan

von 
kennedy+swan © Nicole Tanzini di Bella

Künstler*innenduo kennedy+swan über morgendliche Rituale, Maschinenintelligenz und ein Sachbuch, dass ihre Sichtweise auf unsere Gesellschaft nachhaltig verändert hat.

Woran arbeiten Sie aktuellund was reizt oder fordert Sie daran besonders?
Uns treibt die Frage um, inwieweit Menschen bereit sind, ihre Körper für Künstliche Intelligenz-Systeme zu öffnen. Dafür malen wir momentan Aquarelle hinter Glas, die wie mikroskopische Gewebescans anmuten, und arbeiten an einer vierkanaligen Videoinstallation über medizinische Algorithmen, Unsterblichkeitsfantasien und die Frage, wer unsere Gesundheitsdaten eigentlich wirklich (aus-)nutzt. Unsere Gemälde imitieren Lungengewebeschnitte; sie werden von einer medizinischen KI analysiert und trotz der fremden Farbstrukturen mit einer überzeugenden, wenn auch halluzinierten Krebsdiagnose versehen. Das ist faszinierend und beunruhigend zugleich: Denn je mehr wir unser Leben in die Hände der Maschinenintelligenz legen, desto bedrohlicher werden die Systemfehler.

Gibt es ein tägliches Ritual, das Ihnen Struktur oder Inspiration gibt?
Erst schreiben wir alles raus, was uns beschäftigt (aka Morning Pages), dann werden wir von unserem Cocker Spaniel Jane an die frische Luft gezerrt.

Welche Musik begleitet Sie, wenn Sie sich fokussieren oder in Ihr kreatives Schaffen zurückfinden möchten?
Max Richters Version von ›Die Vier Jahreszeiten‹. Das bringt ein bisschen Drama ins Studio, denn unsere Zusammenarbeit ist jederzeit und maximal und unbedingt harmonisch!

Gab es ein Buch, das Ihre Sichtweise nachhaltig verändert hatund warum würden Sie es weiterempfehlen?
›Invisible Women‹ von Caroline Criado-Perez. Nach der Lektüre sieht man plötzlich überall die unsichtbaren Lücken im System: vom Sicherheitsgurt bis zur Medikamentendosierung. Pflichtlektüre für alle, die denken, Daten seien objektiv.

Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
›After ALife Ahead‹ von Pierre Huyghe, wobei dann vom zu Hause wenig übrigbliebe.

Welcher Ausstellungsort in Berlin inspiriert Sie?
LAS Art Foundation. Da gehen wir immer mit mehr Fragen raus als rein.

Gibt es einen Gegenstand, der Sie begleitet und ein Stück Ihrer Identität widerspiegelt?
Wir mögen Kram nicht so gern.

Was motiviert Sie, auch in Momenten des Zweifelns weiterzumachen?
Der jeweils andere von uns.

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gern ein Gespräch führenund worüber würden Sie sprechen?
Mit Ursula Le Guin. Über Macht, Science-Fiction, und warum Utopien nie langweilig sein sollten.

Worauf freuen Sie sich, wenn ein Arbeitstag zu Ende geht?
Buch. Bett. Stachelmatte.

 

 

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