Thomas Fischer

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Porträt Thomas Fischer, Foto: Omri Livne

Der Galerist Thomas Fischer beantwortet unser Questionnaire: vom ehemaligen GSW-Hochaus zur Mulackritze und weiter mit dem Rad nach Brandenburg

Woran arbeiten Sie gerade?
Wir bereiten die neue Ausstellung von Sebastian Stumpf vor—seine fünfte in der Galerie. Teil der Ausstellung wird eine Sound-Arbeit sein, die Stumpfs Fahrt mit dem Rad von seinem Atelier in Leipzig bis in die Galerie in Berlin dokumentiert, genauer gesagt, alle seine Atemzüge.

Was lesen oder hören Sie gerade?
Ich bin großer Fan der Musikerin und Komponistin Maya Shenfeld und höre gerade ihr neues Album ›In Free Fall‹: elektronische Musik, die sie aus analogen Synthesizern, Blechbläsern und der Stimme zusammenfügt. Von Kirsty Bell lese ich ›Gezeiten der Stadt‹, für das sie ihre Geschichte mit der Berlins zu einer collagenhaften Erzählung verwebt. Bells Sprache eröffnet so viele neue Perspektiven auf die Stadt, selbst dann, wenn man schon lange hier lebt und vieles zu kennen meint.

Was würden Sie machen, wenn Sie keine Kunst machen würden?
Das ist fast nicht vorstellbar. Wahrscheinlich wäre ich Steuerberater?

Haben Sie ein Lieblingsgebäude?
Das ehemalige GSW-Hochhaus von Sauerbruch Hutton in der Rudi-Dutschke-Straße ist ein unglaublich elegantes und auch noch energieeffizientes Gebäude. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeifahre, geht mir das Herz auf. Es steht, 1999 fertiggestellt, symbolisch für die Atmosphäre im Berlin der 1990er-Jahre—eine coole Euphorie, in der alles möglich schien.

Welches Tier wären sie gerne?
Eigentlich keins. Oder muss ich? Dann Hamster.

Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen?
Es ist weniger eine Person als ein Ort. Ich bin vor einem Jahr mit der Galerie nach Mitte in die Mulackstraße gezogen. Es wäre wahnsinnig interessant, einmal in den 1920er-Jahren durch diese Straße zu spazieren. Gleich neben der Galerie befand sich damals die Mulackritze, eine legendäre Kneipe, in der neben Marlene Dietrich auch Berthold Brecht und Gustav Gründgens zu Gast waren—eine Art Grill Royal des vergangenen Jahrhunderts.

Haben Sie ein tägliches Ritual?
Morgens aufstehen. Meistens gelingt es.

Was war der größte Fehler, den Sie sich bislang eingestehen mussten?
Hm, da gibt es ein paar. Aber der größte wäre, das hier hinzuschreiben.

Welches Accessoire oder welcher Gegenstand darf nicht fehlen?
Ich habe ein neues Möbelstück von Konstantin Grcic namens Stool-Tool. Es ist eine Mischung aus Stuhl und Tisch, dient aber auch als Hocker oder Beistelltisch. Es ist so multifunktional, dass wir es in der Galerie schon als Sockel verwendet haben.

Was machen Sie nach getaner Arbeit?
Da es in der Kunstwelt so viele Überschneidungen zwischen dem Privatem und dem Arbeitsleben gibt, bleibt oft nur der Sonntag als galeriefreier Tag. Den nutze ich gerne für Ausfahrten mit dem Rad nach Brandenburg.

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