Ayumi Paul

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Portät Ayumi Paul, Foto: Debora Mittelstaedt

Die Künstlerin und Komponistin Ayumi Paul beantwortet unser Questionnaire: Drachenschlangen, Kolibris und ein Archiv aller Wasser dieser Erde

Woran arbeiten Sie gerade?
Ich bereite eine Publikation und Workshops für ›The Singing Project‹ vor, eine singende Skulptur und kollektive Praxis, die sich zurzeit im Gropius Bau entfaltet. Vor ein paar Monaten habe ich mit dem Projekt ›Song for Water‹ begonnen, das ein Archiv von allen Wassern dieser Erde werden wird, ein auf Papier festgehaltenes Ur-Meer. Menschen schicken oder bringen mir kleine Mengen Wasser und erhalten dafür ein Lied, das ich für das Wasser singe. Neulich brachte mir eine Künstlerin Wasser von einem Fluss in der Ukraine, der durch das Heimatdorf ihres Vaters fließt; jemand anderes sammelte Tränen; mir wurde Wasser aus Hawaii mitgebracht, das dort schon seit Jahrhunderten besungen wird, und wieder jemand anderes schickte mir Wasser von einem Gletscher in der Schweiz, den es kurze Zeit später nicht mehr gab.

Was lesen oder hören Sie gerade?
Ich habe neun andere Künstler*innen darum gebeten, über sechs Wochen scheinbar aus dem Zusammenhang gerissene Gedanken und Träume zu notieren, und habe unsere Texte dann chronologisch geordnet. Ich lese sie immer wieder gerne, weil sie einer Logik folgen, die ich erst jetzt kennenlerne.

Was würden Sie machen, wenn Sie keine Kunst machen würden?
Vielleicht wäre ich Bestatterin.

Haben Sie ein Lieblingsgebäude?
Mein Lieblingsgebäude ist mein Bewusstsein. Es ist unendlich, verändert sich ständig und ist immer am Spielen.

Welches Tier wären sie gerne?
Es gibt viele Tiere, die ich gerne mal wäre. Zum Beispiel ein Kolibri, weil ich seine Flügelschläge gehört habe, als ich auf die Welt kam.

Wen würden Sie gerne einmal kennenlernen?
Ich würde gerne die Drachenschlange kennenlernen, die das Orakel von Delphi gehütet hat, bevor sie von Apollo getötet wurde. Es gibt viele Varianten dieser Geschichte, ich würde gerne ihre Geschichte hören.

Haben Sie ein tägliches Ritual?
Ich übe fast jeden Morgen Geige. Das ist meine Art mich einzustimmen.

Was war der größte Fehler, den Sie sich bislang eingestehen mussten?
Dass ich dachte, dass Weichheit meine Schwäche ist.

Welches Accessoire oder welcher Gegenstand darf nicht fehlen?
Mein Notizbuch und mein Füller, weil ich ungerne Gedanken verliere.

Was machen Sie nach getaner Arbeit?
Ich esse Hamburger und Süßkartoffel-Pommes und trinke ein Bier.

HAUBROK
Sommerfest Something in the Air
17 SEP, 16—24 Uhr
Ayumi Paul, Earth Rhythms: 16—17 Uhr

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