Ruprecht von Kaufmann

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© Ruprecht von Kaufmann / Foto: Peter Adamik

10 Jahre lang hat Ruprecht von Kaufmann keine Werke mehr in Berlin gezeigt. Im Herbst kehrt er zurück – hier gibt er Einblick in seinen Schaffensprozess und seine Inspirationsquellen.

Woran arbeiten Sie aktuellund was reizt oder fordert Sie daran besonders?
Derzeit arbeite ich noch an meiner Ausstellung ›Herbst‹ die zur Berlin Art Week im Haus am Lützowplatz (HaL) eröffnet wird. Es ist meine erste Ausstellung in Berlin seit zehn Jahren und alle Arbeiten sind speziell für den Ausstellungsort entstanden, unter anderem auch einige sehr große Formate. Die Bilder nutzen die architektonischen Begebenheiten des HaL und verknüpfen über die Mittel der Kunst aktuelles Zeitgeschehen mit geschichtlichen Begebenheiten. Daher ist die Ausstellung extrem komplex und vielschichtig in ihrer Konzeption aber auch in der Umsetzung.

Gibt es ein tägliches Ritual, das Ihnen Struktur oder Inspiration gibt?
Für mich ist es unerlässlich eine Routine zu etablieren, die feste Zeiten im Atelier vorsieht. Dabei ist es entscheidend, sich selbst zu überzeugen, dass es keine Termine oder eine Welt mit Verpflichtungen da draußen gäbe, dass der Prozess im Atelier so lange dauern kann wie er eben dauert, auch wenn das meist in Wirklichkeit nicht so ist. Ich lege mich dafür oft auf mein Sofa, aber nicht um zu Schafen, sondern um im Kopf schon einmal ein Bild zu malen.

Welche Musik begleitet Sie, wenn Sie sich fokussieren oder in Ihr kreatives Schaffen zurückfinden möchten?
Mir hilft am meisten Sport um mich wieder zu fokussieren. Mir hilft das sehr eine Balance herzustellen und die linke Gehirnhälfte abzulenken um den kreativen Sprüngen der rechten Hirnhälfte Raum zu geben.

Beim Arbeiten höre ich meist Hörbücher. Erstaunlicherweise lenkt mich das nicht ab.

Gab es ein Buch, das Ihre Sichtweise nachhaltig verändert hatund warum würden Sie es weiterempfehlen?
›Die satanischen Verse‹ von Salman Rushdie: Als ich das Buch als Teenager in der Bücherei auslieh, wollte ich eigentlich nur herausfinden warum der Ajatollah eine Fatwa gegen den Autor verhängt hatte. Entdeckt habe ich dabei ein Buch, in dem Profundes mit derbem Humor, Unglaubliches mit Banalem so fliesend verwoben waren, in dem der Autor so faszinierende Bilder herauf gezaubert hatte, die oft surreal schienen aber trotzdem unsere Welt umso präziser beschrieben, dass ich völlig in den Bann des Buches gezogen wurde. Dieses Buch hat meine Wahrnehmung von Literatur komplett gewandelt und in mir den Willen geweckt, Bilder malen zu wollen, die Menschen ebenso stark berühren, wie mich ›Die satanischen Verse‹ berührt hatten.

Welches Kunstwerk hätten Sie gern bei sich zu Hause?
Den ›Spargel‹ von Manet.

Welcher Ausstellungsort in Berlin inspiriert Sie?
Einer meiner liebsten Ausstellungsorte  war ›Das kleine Grosz Museum‹. Leider gibt es das nicht mehr.

Gibt es einen Gegenstand, der Sie begleitet und ein Stück Ihrer Identität widerspiegelt?
Ich habe zwei Dosen in denen ich meine Pinsel reinige. Die benutze ich schon seit ich begonnen habe zu malen. Inzwischen sind sie komplett von Öl und Farbe überzogen, so dass sie eher an Tropfsteinhöhlen als an Metallgefäße erinnern. Ich habe diese Gefäße sogar mit aus den USA nach Europa umgezogen.

Was motiviert Sie, auch in Momenten des Zweifelns weiterzumachen?
Reine Starrköpfigkeit….und ein Mangel an Alternativen. Ich bin jetzt schon seit 25 Jahren Maler und kann mir nicht vorstellen etwas anderes zu machen.

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gern ein Gespräch führenund worüber würden Sie sprechen?
Im Moment mit Otto Dix. Ich habe mit den Arbeiten, die ich für das Haus am Lützowplatz gemalt habe, einen sehr intensiven imaginären Dialog mit Dix über seine  Bilder, seine Welt und seine Weltsicht geführt und ich hätte mich gerne einmal in Wirklichkeit mit ihm unterhalten.

Worauf freuen Sie sich, wenn ein Arbeitstag zu Ende geht?
Auf meine Familie.

 

 

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