In einer Welt, in der Menschen am Rande der Gesellschaft oftmals übersehen werden, hat die amerikanische Fotografin Mary Ellen Mark ihre Berufung gefunden. Mit großer Sensibilität für die Unsichtbaren oder die ›Unberühmten‹, wie sie sie nannte, hatte Mark seit den 1960er Jahren soziale Zugehörigkeiten und unterschiedliche Lebenswege in ihren Arbeiten einfühlsam erkundigt.
Geprägt von der aufkommenden Frauenrechtsbewegung der 1960er und 70er Jahre setzte sich Mary Ellen Mark in ihren Arbeiten intensiv mit den Schicksalen von Mädchen und Frauen auseinander.
Sie investierte Wochen, oft Jahre und Jahrzehnte, um in die Realitäten ihrer Protagonist*innen einzutauchen. Die erlebten Geschichten hielt sie in eindrucksvollen Fotografien fest, die mehr als nur Bilder sind—sie sind Pforten zu verborgenen Lebenswelten.
Ebenso unvoreingenommen porträtierte Mary Ellen Mark die schillernde Welt der Schauspieler*innen und bekannten Persönlichkeiten. Das breite Spektrum ihres fotografischen Schaffens als Reportagefotografin und Porträtistin sicherte Mark mit ihrer eigenen, humanistischen Bildsprache einen Platz an der Spitze des Fotojournalismus.
In der ab dem 16 SEP bei C/O Berlin geöffneten Ausstellung Mary Ellen Mark . Encounters sind 5 ikonische Projekte der Fotografin aus den 1970er und 80er Jahren zu sehen: ›Ward 81‹, in der sie Frauen in einer psychiatrischen Klinik in Oregon fotografierte; eine Reportage über Sexarbeiter*innen in der Falkland Road in Mumbai; eine Hommage an Mutter Teresas karitative Arbeit; ›Indian Circus‹, in der sie reisende Zirkusfamilien dokumentierte; und das Langzeitprojekt ›Streetwise‹ und ›Tiny: Streetwise Revisited‹, in dem Mark das Leben von Erin Charles (Tiny) über 30 Jahre lang begleitete.
Ergänzt durch die Serien ›Twins‹ (2001/2002) und ›Prom‹ (2006-2009), zeigt die Ausstellung einen Querschnitt durch das fotografische Lebenswerk von Mary Ellen Mark.
Mary Ellen Mark . Encounters ist die erste umfassende Retrospektive über das Werk der berühmten Fotografin. Die Ausstellung, kuratiert von Melissa Harris gemeinsam mit Sophia Greiff (Programmleitung/ Kuratorin, C/O Berlin), wurde in enger Zusammenarbeit mit dem im New Yorker Familienbesitz befindlichen Archiv der Fotografin, der Mary Ellen Mark Foundation, konzipiert. Sie präsentiert bekannte und unbekannte Prints zusammen mit raren Archivmaterialien wie Kontaktbögen, Briefen und Notizbüchern.
Die Ausstellung wird im Rahmen der Berlin Art Week 2023 am 15 SEP im C/O Berlin eröffnet und läuft bis einschließlich 18 JAN 2024
Mary Ellen Mark (1940—2015) studierte Kunst und Kunstgeschichte sowie Fotojournalismus an der Annenberg School for Communication. Ab 1963 wandte sie sich der erzählerischen Fotografie mit Schwerpunkt auf Sozialkritik zu, und begann mit Projekten rund um den Globus. Oftmals durch Aufträge initiiert führte sie ihre Reportagen über lange Jahre als freie Arbeiten fort und publizierte die entstandenen Bilder zunächst in einschlägigen Zeitschriften und Magazinen wie Life, People, Vogue, Rolling Stone, The New Yorker oder Vanity Fair, bevor sie in über zwanzig thematischen Monografien vorgestellt wurden. Mary Ellen Mark lehrte im Rahmen von Workshops und erhielt diverse internationale Stipendien und zentrale Auszeichnungen für ihr Werk bevor sie im Alter von 75 Jahren in New York starb.